Bienen finden wegen Luftverschmutzung keine Blüten

  • Veröffentlicht am: 22.11.2023

Bei Luftverschmutzung finden Bienen den Weg zu Blüten nur noch auf kurzen Distanzen. Quelle: Langford et al. 2023, CC BY 4.0 DEED

Aufgrund von Luftverschmutzung haben Bienen Schwierigkeiten, Blüten aufzusuchen. Denn mit der Luftverschmutzung sinkt die Fähigkeit der Bienen, die eigentlich über große Distanzen leitenden Duftstoffe der Blüten wahrzunehmen.

Ozon verändert die von Blumen abgegebenen Duftstoffe und ihre Ausbreitung über große Distanz in erheblichem Maße; für Honigbienen um bis zu 90 %, sodass sie Gerüche nur noch aus wenigen Metern Entfernung wahrnehmen können.

Bodennahes Ozon entsteht typischerweise bei intensiver Sonneneinstrahlung, wenn Stickoxidemissionen von Fahrzeugabgasen und aus der Industrie mit flüchtigen organischen Verbindungen reagieren.

„Unsere Studie liefert überzeugende Beweise dafür, dass die Veränderungen der floralen Duftstoffe durch bodennahes Ozon dazu führen, dass Bestäuber Schwierigkeiten haben, ihre entscheidende Rolle in der natürlichen Umwelt zu erfüllen, was auch Auswirkungen für die Ernährungssicherheit hat“, so Professor Christian Pfrang von der Universität Birmingham.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ozon wahrscheinlich einen negativen Einfluss auf den Reichtum an Wildblumen und Ernteerträge hat. Vorausgegangene internationale Untersuchungen haben bereits ergeben, dass Ozon einen negativen Einfluss auf die Lebensmittelproduktion hat, weil es das Pflanzenwachstum unmittelbar schädigt.

„Etwa 75 % unserer Nahrungspflanzen und fast 90 % der wilden Blütenpflanzen sind in gewissem Maße auf die Bestäubung durch Tiere, insbesondere durch Insekten, angewiesen“, so Ben Langford vom britischen Zentrum für Ökologie und Hydrologie. „Die Auswirkungen auf die Bestäubung und die Art und Weise, wie sie sich auswirken, sind von entscheidender Bedeutung, um uns dabei zu helfen, die kritischen Dienstleistungen der Bestäuber zu erhalten, auf die wir beispielsweise für die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien, Biokraftstoffen und Medikamenten angewiesen sind.“

Die Forscher nutzten einen Windkanal von 30 m Länge an der Surrey Universität, um zu überwachen, wie sich Größe und Form von Duftstoffen in Gegenwart von Ozon veränderten. Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich nicht nur die Größe der Duftspuren verringerte, sondern auch, dass sich der Geruch der Duftstoffe erheblich veränderte, da bestimmte Verbindungen viel schneller abgebaut wurden als andere.

Honigbienen wurden darauf trainiert, identische Geruchsmischung zu erkennen und dann den neuen, ozonmodifizierten Gerüchen ausgesetzt. Bestäubende Insekten nutzen Blumendüfte, um Blüten zu finden und lernen, die einzigartige Mischung chemischer Verbindungen mit der Quelle und Menge an Nektar in Verbindung zu bringen, sodass sie in Zukunft dieselbe Art schneller lokalisieren und aufsuchen können.

Die Untersuchung zeigte, dass im Zentrum der Duftschwaden 52 % der Honigbienen in einer Entfernung von 6 Metern einen Geruch wahrnahmen, während dieser Wert in einer Entfernung von 12 Metern auf 38 % abnahm. Am Rande von Duftfahnen, die sich schneller abbauten, erkannten 32 % der Honigbienen eine Blüte aus 6 m Entfernung und nur ein Zehntel der Insekten noch aus 12 m Entfernung.

Die Forscher weisen in ihren Ausführungen darauf hin, dass Ozon auch andere geruchsgesteuerte Verhaltensweisen von Insekten beeinflussen könnten, beispielsweise das Anlocken eines Partners.

„Wir wissen, dass Luftverschmutzung schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Artenvielfalt und das Klima hat, aber jetzt können wir sehen, wie sie Bienen und andere bestäubende Insekten daran hindert, ihre wichtigste Aufgabe zu erfüllen“, schließt Christian Pfrang. „Dies sollte als Weckruf dienen, Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung zu ergreifen und dazu beizutragen, die Lebensmittelproduktion und die Artenvielfalt für die Zukunft zu sichern.“

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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