Wie attraktiv sind renaturierte Prärien für Honigbienen?

  • Veröffentlicht am: 31.03.2020

So sieht unberührte Prärie am Mono Lake in der Sierra Nevada aus. Foto: Denys Nevozhai/Unsplash, CC0

Honigbienen Apis mellifera werden vom Menschen gerne wegen ihrer Bestäubungsleistungen in der Landwirtschaft eingesetzt. In Ländern wie den Vereinigten Staaten ist ihre Sterblichkeit jedoch auf ein nicht nachhaltiges Niveau gestiegen. Eine bedeutende Ursache sind riesige Monokulturen, die weniger geeignete Nahrungsquellen für Honigbienen bieten. Vor allem im Mittleren Westen der USA gibt es einen Trend zur Wiederherstellung ursprünglich einheimischer Prärie-Lebensräume. Die Frage ist, ob die renaturierte Prärien die Ernährungsgrundlagen von Honigbienen wesentlich verbessern kann, wenngleich Honigbienen in den Vereinigten Staaten und damit in der Prärie nie heimisch waren.

Dem sind Wissenschaftler in einer breit angelegten Studie nachgegangen und haben sich dabei vor allem auf den Bienentanz gestützt. Diese Kommunikationsstrategie war Grundlage für die Beantwortung, ob es einen Teil der Saison gibt, in dem die Nahrungssuche einer Honigbienen-Kolonie für einen großen Teil ihrer Rekrutierungsbemühungen für Nahrungsangebote in der Prärie verwendet werden und ob Honigbienen bestimmte Taxa einheimischer Prärie-Pflanzen als rentable Pollenquellen bewerben.

In der Studie entschlüsselten die Forscher 1.528 Bienentänze von Völkern in der Nähe von zwei großen, renaturierten Prärien – ein Studienstandort war Belwin Conservancy in Afton und einer lag in der Nähe des Cowling Arboretum des Carleton College in Northfield. 
Zudem haben die Wissenschaftler Pollen von einem Teil dieser Bienen gesammelt; der Pollen wurde analysiert, um die beworbenen Blütenpflanzen zu bestimmen.

Die meisten Bienentänze bewarben jedoch Blütenpflanzen außerhalb der rekonstruierten Prärien. Der Anteil der Tänze, die Nektarquellen in der Prärie bewarben, stieg ab dem Spätsommer beim Belwin Conservancy signifikant an.
Für das unterschiedliche Verhalten der Bienen an den beiden Standorten – Belwin Conservancy und Carleton College – haben die Forscher mehrere Erklärungsansätze: Unterschiede der Wetterverhältnisse zwischen den beiden Standorten können die Nektarproduktion einheimischer Prärie- und Nicht-Prärie-Arten unterschiedlich beeinflusst haben. Zudem war die durchschnittliche Entfernung zwischen den Völkern und den rekonstruierten Prärien beim Belwin Conservancy geringer als die durchschnittliche Entfernung zwischen den Kolonien und den rekonstruierten Prärien am Carleton College. Und letztlich gab es eine größere Vielfalt an Blütenpflanzen beim Belwin Conservancy, insbesondere Goldrute Solidago rigida, die womöglich eine besonders attraktive Quelle für Nektar und Pollen ist.

Honigbienen bewarben insgesamt sieben einheimische Prärie-Taxa (Goldrute Solidago spp., Roter Prärieklee Dalea purpurea, Duftnesseln Agastache sp., Prärieklee Dalea candida, Taubenkräuter Ambrosia spp., Chamaecrista fasciculata und Heliantheae als rentable Pollenquellen, wobei die drei am häufigsten beworbenen Pollen-Taxa nicht heimisch waren: Weißklee Trifolium repens, Gelber Steinklee Melilotus officinalis und Gewöhnlicher Hornklee Lotus corniculatus.
Im Ergebnis gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Aufnahme bestimmter einheimischer Prärie-Pflanzen in renaturierten Prärien die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass Bienenvölker diese Prärien während der Zeit des größten Koloniewachstums und der größten Honigproduktion als Hauptnahrungsquelle nutzen.
Honigbienen in der Prärie können aber ebenso eine unerwünschte Konkurrenz für endemische Wildbienen sein.

Literaturstelle: 

Carr-Markell MK, Demler CM, Couvillon MJ, Schürch R, Spivak M (2020) Do honey bee (Apis mellifera) foragers recruit their nestmates to native forbs in reconstructed prairie habitats? PLoS ONE 15(2): e0228169. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0228169

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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