Hummeln leiden unter radioaktiver Strahlung
Die Natur erholt sich in langsam Tschernobyl. Foto: Денис Резник/Pixabay, CC0
Die Reproduktionsraten von Hummeln in strahlenverseuchten Lebensräumen wie Tschernobyl sind stärker betroffen, als bisher angenommen. Und der Einfluss der Strahlung verläuft nichtlinear: Schon bei niedrigen Dosen nimmt der Fitnessverlust der Hummeln schnell zu.
In einer Laborstudie zeigte sich, dass Hummeln, die einer Strahlung ausgesetzt sind, die mit den höchsten Dosen in Tschernobyl (50 - 400 µGyh-1) vergleichbar ist, geringere Reproduktionsraten und ein verzögertes Koloniewachstum aufweisen. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Hummeln können ebenso Konsequenzen für das gesamte Ökosystem haben, einschließlich einer verringerten Bestäubung aufgrund weniger Hummeln.
Die Folgen des Lebens in radiologisch kontaminierten Umgebungen für wild lebende Tiere sind ungewiss. Frühere Laborstudien haben nahegelegt, dass Insekten relativ strahlenresistent sind. Einige Feldstudien aus der Sperrzone von Tschernobyl berichten jedoch über schwerwiegende Nebenwirkungen bei wesentlich niedrigeren Strahlendosisraten als erwartet.
Die aktuelle Studie zeigt, dass die Exposition gegenüber einer Dosis von 100 µGyh-1 die Hummel-Reproduktion um 30 bis 45 Prozent reduzieren kann. Wenn die Dosis erhöht wird, sinken die Reproduktionsraten weiter.
Dr. Katherine Raines von der Universität Sterling erklärt: „Unsere Forschung liefert das dringend benötigte Verständnis der Auswirkungen von Strahlung in stark kontaminierten Gebieten. Dies ist die erste Forschung, die eine internationale Empfehlung für die Auswirkungen von Strahlung auf Bienen untermauert.“
In der Studie wurde die Strahlenexposition auf Hummeln in Tschernobyl in einem Labor simuliert, um die möglichen Auswirkungen auf Insekten in der Sperrzone zu untersuchen. Zum Einsatz kamen 59 Völker der Dunklen Erdhummel Bombus terrestris.
Katherine E. Raines et al. Chernobyl-level radiation exposure damages bumblebee reproduction: a laboratory experiment, Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences (2020). DOI: 10.1098/rspb.2020.1638