Varroa ist keine Blutsaugerin

  • Veröffentlicht am: 22.01.2019

Die Varroa-Milbe beißt sich auf dem Rücken der Honigbiene fest, saugt aber gar kein Blut. Foto: Brian0918/Public Domain

In der Literatur steht meist geschrieben, dass sich die Varroa-Milbe von der Hämolymphe der Honigbienen ernährt. Dem ist aber gar nicht so, wie jetzt Wissenschaftler herausgefunden haben.

Die Westliche Honigbiene Apis mellifera ist an den meisten Orten der Welt von der parasitären Varroa-Milbe Varroa destructor befallen. Bisher galt die Annahme, dass sich die Milbe ausschließlich von der Hämolymphe, der zirkulierenden Körperflüssigkeit, ihrer Wirtsbienen ernährt, obwohl es dazu keine experimentellen Beweise gab. Samuel Ramsey hat an der Universität Maryland zusammen mit einem Team von Wissenschaftlern Untersuchungen durchgeführt, ob sich die Varroa tatsächlich von der Hämolymphe oder dem ebenfalls in Betracht kommenden Fettgewebe ernährt. Dafür kam ein aufwendiger Versuchsaufbau mit vier verschiedene Mikroskopiesystemen zum Einsatz: Low-Temperature Scanning Electron Microscopy (LT-SEM), Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), Konfokallasermikroskopie (CLSM) und Fluorezenzmikroskopie.

Beim LT-SEM-Verfahren wurde eine mit Milben parasitierte Honigbienen eingefroren. Die Milben wurden so entfernt, dass ihre Abdrücke auf der Biene und ihre Fraßstellen sichtbar wurden. Es zeigte sich ein Fraßloch in der dazwischenliegenden Membran der überlappenden Bauchdeckenplatten.
Dies war aber nicht mehr als ein Beweis dafür, dass sich Varroa-Milben an Honigbienen ernähren. Über einen Querschnitt des Fraßloches an der Biene zeigte sich, dass das Gewebe unterhalb der Membran der Fettkörper ist.

Für die TEM-Untersuchungen wurden an Bienen gefundene Milben quasi fest verklebt. Anschließend wurden auch davon Querschnitte unter dem Mikroskop untersucht. Es zeigte sich genau, wo die Mundteile der Milbe in die intersegmentale Membran der Biene eingedrungen waren. Dabei stießen die Wissenschaftler auf abgebaute Fettkörperzellen der Biene direkt unter der intersegmentalen Membran, was sie auf eine extraorale Verdauung der Milbe am Ort der Nahrungsaufnahme zurückführen.
In diesen Wundstellen der Bienen fanden sie zudem zwei Bakterienarten. Ein Hinweis darauf, dass die Varroa-Milbe als Vektor für Bakterien und Viren dient und insofern die Bienengesundheit beeinflussen kann.

Für die letzten beiden Untersuchungen wurden Bienen quasi eingefärbt: Einmal mit einem Farbstoff, der in ihrer Hämolymphe verblieb und ein zweiter, der sich nur im Fettgewebe einlagerte. Im Darm der Milben fand sich immer auch die Farbe aus dem Fettgewebe der Honigbienen.

Die Varroa-Milbe ernährt sich eher vom Fettgewebe als von der Hämolymphe. Damit ist die Ausgangslage für die Beurteilung der Wirkungsweise der Varroa-Milbe eine andere als bisher angenommen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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