Chronisches-Bienenparalyse-Virus bedroht zunehmend Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 05.10.2020

Imker in Großbritannien importieren Bienenvölker in großem Stil. Grafik: Budge et al. 2020, CC BY 4.0

Das Chronische-Bienenparalyse-Virus (CBPV) ist eine Viruserkrankung bei Honigbienen mit weltweiter Verbreitung. Schwere Symptome mit dem Verlust eines Volkes treten selten auf. Berichte weisen jedoch auf einen Anstieg in mehreren Ländern in jüngster Zeit hin.

Chronisches-Bienenparalyse-Virus, hierzulande auch Chronisches Bienenlähmungsvirus genannt, zeigt sich bei Honigbienen mit sehr charakteristischen Symptomen wie abnormalem Zittern, Flugunfähigkeit und glänzenden, haarlosen Hinterleibern. Infizierte symptomatische Honigbienen sterben innerhalb einer Woche, was zu regelrechten Bergen toter Bienen vor den betroffenen Völkern führen kann.

Die Virusreplikation kann durch eine Koinfektion mit Parasiten oder durch agrochemische Exposition ausgelöst werden, was die antiviralen Mechanismen der Bienen behindert wie Grozinger und Flenniken 2019 beschrieben.

Einige Studien zeigen, dass der Austausch von Krankheitserregern auch zwischen unterschiedlichen Bienen-Arten möglich ist. Daneben spielt bei der Verbreitung von Honigbienen und ihrer Erreger vor allem durch Imker eine bedeutende Rolle – vor allem bei Ausbreitungen über große Distanzen.

Für eine genauere Untersuchung haben Wissenschaftler Aufzeichnungen aus England und Wales herangezogen.
Die Gesundheit von Honigbienen wird in Großbritannien durch ein staatlich finanziertes Programm überwacht – durchgeführt von der „National Bee Unit“.
Seit 2006 werden die Daten von Besuchen bei Imkern in der nationalen Datenbank namens BeeBase gesammelt. Diese Daten bildeten die Basis, um die Ausbreitung von CBPV in englischen und walisischen Imkereibetrieben über den Zeitraum von 12 Jahre zu untersuchen.

Die Zahl der CBPV-Fälle stieg in England und Wales zwischen 2007 und 2017 exponentiell an, wobei sie in den meisten Jahren räumlich stark beschränkt war und sich nur lokal ausgebreitet hat. Zum Ende der Bienensaison schien die Krankheit jeweils zurückzugehen. Die Forscher führen das Wiederaufflammen daher auf die Einfuhr neuer Völker zurück und sehen Importe daher kritisch.

Signifikante Ausbreitungen von bis zu 40 km ließen sich über die Daten nachweisen, was sich aber nicht allein aus einer Verbreitung über die Bewegungen der Honigbienen erklären lässt. Viele der Imker haben mehrere Standorte, sodass eine Kombination aus der Ansteckung über näher beieinander stehende Völker und das Umstellen von Völkern durch Imker für die lokale Ausbreitung wahrscheinlich sein dürfte.

Frühere Fälle von Chronischem-Bienenparalyse-Virus in England wurden in einen Zusammenhang mit der Dichte von Völkern gebracht, was vor allem Berufsimker betrifft, die in der Regel mehr Völker an einem Standort halten als Hobbyimker (Bailey et al. 1983); auch das Anbringen von Pollenfallen kann CBPV fördern (Dubois et al. 2018).

Britische Imker importieren häufig Honigbienenbestände aus dem Ausland und das schon seit gefühlten Ewigkeiten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass dies das Risiko der CBPV-Infektion erhöht: Imker, die zwei Jahre vor der jeweiligen Untersuchung Honigbienen importiert hatten, wiesen ein bald doppelt so hohes Risiko für eine CBPV-Infektion ihrer Völker auf.

Zwei mögliche Hypothesen haben die Wissenschaftler aufgrund dessen aufgestellt: Importierte Honigbienen waren nach 2006 Träger von CBPV oder eines neuen virulenteren Stammes. Oder Honigbienen, die nach 2006 importiert wurden, waren anfällig für die vorhandenen CBPV-Stämme, denen sie in ihrem Herkunftsland nicht ausgesetzt waren.

Berichte anderer Länder zeigen ebenfalls eine erhöhte Häufigkeit für das Virus: In den Vereinigten Staaten stieg die Zahl von 0,7 % in 2010 auf 16,24 % in 2014, in Italien von 5 % im Jahr 2009 auf 10 % im Jahr 2010 und in China gab es bemerkenswerte Anstiege von 9 % bis 38 % (Li et al. 2017). 

Literaturstelle: 

Budge, G.E., Simcock, N.K., Holder, P.J. et al. Chronic bee paralysis as a serious emerging threat to honey bees. Nat Commun 11, 2164 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-020-15919-0

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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