Pollenfallen können Chronisches-Bienenparalyse-Virus begünstigen

  • Veröffentlicht am: 06.11.2020

Vereinfachte Darstellung. Genaue Daten in unten stehender Tabelle.

Pollenfallen dienen der Ernte von Pollen, wenn die Sammlerinnen der Honigbienen zurück in ihr Volk kehren. In einer Studie haben Wissenschaftler nachweisen können, dass Pollenfallen unter bestimmten Voraussetzungen ein Risikofaktor für das vermehrte Auftreten des Chronischen-Bienenparalyse-Virus (CBPV) darstellen.

Bienen benötigen Pollen, um die Ernährung für die Entwicklung von Larven und jungen erwachsenen Bienen zu erfüllen. Pollen enthält Proteine (Aminosäuren), Fette, Vitamine, Mineralien und Sterole. Hocheffiziente Pollenfallen können nach längerem Gebrauch zu einer Verkleinerung des Brutnestes führen.

Die Forscher stellten im April 2014 am Standort Sophia Antipolis im Südosten Frankreichs Fälle des Chronisches-Bienenparalyse-Virus fest. Einen Monat später haben sie fünf Bienenstöcke für die Studie ausgewählt. Pollenfallen wurden an drei Bienenstöcken installiert, zwei Bienenstöcke blieben als Kontroll-Bienenvölker ohne Fallen. Vor den Bienenstöcken wurde eine Plastikplane auf den Boden ausgelegt, um tote Bienen besser sammeln zu können.
Für die Analysen im Labor auf das Virus wurden tote Bienen von der Plastikplane gesammelt, auf den Flugbrettern ruhende Bienen, schlüpfende Bienen und Larven.

Während des Experiments blieb die Belastung durch das Chronisches-Bienenparalyse-Virus bei den Arbeiterinnen der Kontroll-Bienenstöcke niedrig während bei den mit Pollenfallen versehenen Bienenstöcke symptomatische Bienen angetroffen und Hunderte toter Bienen vor den Völkern gefunden wurden. Die klinischen Anzeichen der Krankheit blieben drei Wochen lang am Eingang der Pollenfallen bestehen und verschwanden, nachdem die Pollenfallen entfernt worden waren.

Die für die Studie ausgewählten Völker waren mit dem Chronisches-Bienenparalyse-Virus infiziert und zeigten einen Monat vor Beginn des Experiments klinische Anzeichen, zu Beginn der Studie jedoch nicht. Die Laboranalysen zeigten, dass das Chronisches-Bienenparalyse-Virus noch immer in allen Völkern vorhanden war.

Tage Kontroll-Volk 1 Kontroll-Volk 2 Pollen-Volk 1 Pollen-Volk 2 Pollen-Volk 3
Klinik Sterblichkeit* Klinik Sterblichkeit* Klinik Sterblichkeit* Klinik Sterblichkeit* Klinik Sterblichkeit*
0 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100
15 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100 Ja > 100 Ja > 100 Ja > 100
23 Nein 10 - 100 Nein < 10 Ja > 100 Ja > 100 Ja > 100
29 Nein 10 - 100 Nein < 10 Nein > 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100
35 Nein < 10 Nein < 10 Nein > 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100
42 Nein < 10 Nein < 10 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100 Nein 10 - 100

* Die Sterblichkeit gibt die Anzahl an Bienen an.

Die Verwendung von Pollenfallen kann bei klinischen Anzeichen das Chronisches-Bienenparalyse-Virus forcieren oder auf einem hohen Niveau halten, denn während die Kontrollbienenstöcke keine klinischen Anzeichen zeigten, bewirkte die Installation der Pollenfallen ein Aufflammen des Chronisches-Bienenparalyse-Virus.

Die Installation von Pollenfallen muss aber nicht zwangsläufig mit dem Ausbruch von CBPV einhergehen. Darauf weisen die Wissenschaftler explizit hin: Sie sammeln für wissenschaftliche Zwecke Jahr für Jahr Pollen von Honigbienen, ohne dass sie dabei klinische Anzeichen bei den Völkern feststellen.
Ohne infektiöse Viruspartikel, die die Pollenfallen kontaminieren, oder ohne genügend infizierte Bienen im Volk wird die Krankheit nicht auftreten oder verstärkt.

Pollenfallen müssen vor Gebrauch gründlich gereinigt und desinfiziert werden, denn sie können durch Kontakt zur Verbreitung von Krankheiten beitragen.

Literaturstelle: 

Dubois, E., Reis, C., Schurr, F. et al. Effect of pollen traps on the relapse of chronic bee paralysis virus in honeybee (Apis mellifera) colonies. Apidologie 49, 235–242 (2018). https://doi.org/10.1007/s13592-017-0547-x

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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