Pollenpräferenzen eingeführter Mauerbienen

  • Veröffentlicht am: 15.10.2020

Das Weibchen einer Japanischen Mauerbiene Osmia cornifrons. Foto: Zerene Stacker/USGS Bee Inventory and Monitoring Lab, Public Domain

Über 80 Bienenarten wurden weltweit bekannterweise absichtlich oder versehentlich außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingeführt. Wie sich eingeführte Bienen jedoch an Blumengemeinschaften außerhalb ihres heimischen Verbreitungsgebiets anpassen, ist nur für Generalisten wie Honigbienen und Hummeln bekannt. Wissenschaftler haben eine entsprechende Untersuchung nun an einer Mauerbiene vorgenommen.

Die Japanische Mauerbiene Osmia cornifrons ist eine ursprünglich im Nordosten Asiens beheimatete Solitärbiene, die zur Bestäubung von Rosaceae-Pflanzen wie Äpfeln und Kirschen extra nach Nordamerika eingeführt wurde.

Durch die Untersuchung der Pollenpräferenzen für eingeführte Bienen lässt sich ableiten, wie Arten Wirtspflanzen verwenden, wenn sie sich in neuen Umgebungen ansiedeln.

Wissenschaftler haben untersucht, ob Japanische Mauerbienen häufiger Pollen von Wirtspflanzen sammelt, mit denen sie sich aufgrund ihrer geografischen Herkunft zusammen entwickelt hat oder auf Wirtspflanzen spezifischer Pflanzentaxa zurückgreift, aber unabhängig von ihrer Herkunft.
Dazu haben die Forscher mittels DNA-Metabarcodierung von Pollen die Identität und relative Häufigkeit von Pollen in den Nahrungsvorräten der Nachkommen der Mauerbienen untersucht. Nester wurden aus unterschiedlichen Landschaften gewählt, in denen ostasiatische Pflanzenarten in verschiedener Häufigkeit anzutreffen waren.

Im Ergebnis der Studienarbeit zeigte sich, dass O. cornifrons mehr Pollen von Pflanzenarten aus ihrem heimischen Verbreitungsgebiet sammelte: Pflanzen aus der Familie Rosaceae wurden signifikant als Pollenquelle bevorzugt. Je nach Landschaftstyp und Häufigkeit ostasiatischer Pflanzen sammelte die Biene Pollen auch von Arten, die in Europa oder Nordamerika heimisch waren.
In bewaldeten Landschaften, in denen nordamerikanische einheimische Arten häufiger vorkommen, war ostasiatischer Pollen im Pollen der Nachkommen überrepräsentiert. In Landschaften, die von europäischen Kirschbäumen dominiert werden, sammelten die Bienen Pollen nicht nur von Kirschen, sondern auch von europäischen, nordamerikanischen und asiatischen Rosaceae-Arten, was darauf hindeutet, dass sie mehr als nur die am häufigsten vorkommende Wirtspflanze um das Nest herum gezielt aufsuchen.

Trotz der Bevorzugung von Pollen ostasiatischer Arten, greift sie auf neuartige Arten innerhalb ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung zurück. Bestäuber besitzen daher eine Affinität zu Pflanzen aus ihrem heimischen Verbreitungsgebiet und suchen diese Pollenquellen auch in neuen Lebensräumen. Diese phylogenetische Präferenz unterstreicht die Wirksamkeit Japanischer Mauerbienen als Pflanzenbestäuberin für eine Vielzahl von Rosaceae-Pflanzen, egal woher sie ursprünglich stammen.

Die Globalisierung und mit ihr die Verbreitung von Kultur-, Zier- und invasiven Pflanzen könnte die Einbürgerung eingeführter Bestäuber in neuartigen Umgebungen durchaus weiter erleichtern.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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