Varroa-Behandlung mit Coumaphos führt zu Rückständen im Bienenwachs

  • Veröffentlicht am: 05.03.2020

Wer Bienenwachs schätzt, sollte auf CheckMite® verzichten. Foto: Niels Gründel

Schon die einmalige Anwendung von Coumaphos, dem Wirkstoff in CheckMite®, führt zu Rückständen im Bienenwachs. Wachs aus entsprechend behandelten Bienenvölkern sollte daher nicht in den Wachskreislauf gelangen.

Ein Team von Wissenschaftlern des eidgenössischen Agroscope hat 15 Bienenvölker im Herbst gegen die Varroa-Milbe Varroa destructor einmalig nach den Anweisungen des Herstellers behandelt und anschließend untersucht, wo sich mögliche Rückstände im Volk nachweisen lassen.
Vor der Behandlung wurden jedem Volk Wachsproben entnommen. Alle Völker waren zu diesem Zeitpunkt frei von Coumaphos.

Bereits in der Packungsbeilage für CheckMite® ad us werden Rückstandsmengen im Wachs bis zu 32 mg/kg angegeben; auf der Grundlage der vom Hersteller Bayer vorgelegten Daten zu CheckMite® hat die United States Environmental Protection Agency 2002 festgestellt, dass die Rückstandsgehalte im Bienenwachs voraussichtlich 100 mg/kg nicht überschreiten werden.

Unmittelbar nach der Behandlung im Versuch dieser Studie waren die Rückstandsgehalte im Wachs, das mit den CheckMite®-Streifen in Kontakt kam, besonders erhöht: Im Durchschnitt wurden 800 mg/kg, maximal 3.179 mg/kg gemessen. Im folgenden Frühjahr lagen die Coumaphos-Gehalte im Wachs der Brutrahmen neben den Behandlungsstreifen noch zwischen 36 und 159 mg/kg. Wachs, das nicht in Kontakt mit den Coumaphos-Streifen gekommen war, wies zehnmal niedrigere Werte auf.
Aber sogar Bienenwachs, das fünf Monate nach Entfernen der Behandlungsstreifen von den Bienen neu gebildet wurde, enthielt bis zu 7,3 mg/kg Coumaphos; im Durchschnitt wurden 2,8 mg/kg im Naturbau und 1,2 mg/kg im Verdeckelungswachs nachgewiesen. Von den Bienen frisch produziertes Bienenwachs sollte eigentlich frei von Rückständen menschlicher Eingriffe in die Umwelt sein.

Rückstände überall im Volk

Warum die Rückstände nach so langer Zeit in frisch produziertem Bienenwachs so hoch sind, dazu liefern frühere Studien mögliche Erklärungen: Van Buren et al. 1992 sahen als Möglichkeit, dass sich Coumaphos in den Honigbienen anreichert und so in das neue Wachs übertragen. Dagegen sahen Tremolada et al. 2004 ebenso die Variante, dass Bienen Coumaphos unmittelbar von kontaminiertem Wachs vertragen.

Die nachgewiesenen Rückstandsmengen sind stark abhängig von der Position und dem Zeitpunkt der Probenentnahme. Darüber hinaus war die Variabilität zwischen den 15 Bienenvölkern groß, was mit den unterschiedlichen Verhaltensweisen der Bienen zusammenhängen wird.

Coumaphos stellt für Bienen – einschließlich Drohnen und Königinnen – eine Belastung dar, wie Tihelka 2018 zeigte. Eine erhöhte Sterblichkeitsrate für Bienen, die im Larvenstadium CheckMite® ausgesetzt waren, wiesen Berry et al. 2013 nach.
Betroffen sind insbesondere auch Königinnen: Eine verminderte Akzeptanz der Königin und einen geringeren Paarungserfolg wiesen Fell und Tignor 2001 nach. Die Aufzucht von Königinnen in Bienenwachs, das 100 mg/kg Coumaphos enthielt, führte zum Rückbau von mehr als 50 % der Königinnenzellen wie Pettis et al. 2004 zeigten, und selbst überlebende Königinnen wogen nach Collins et al. 2004 weniger und zeigten eine verringerte Leistung.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die nachgewiesenen hohen Rückstandsmengen im Wachs ebenfalls für die Entwicklung der Arbeiterbienen problematisch ist. Es muss davon ausgegangen werden, dass Coumaphos vom Bienenwachs in das Larvengelée wandert; frühere Studien haben die orale Toxizität von Coumaphos bei Larven gezeigt.
Zhu et al. 2014 haben Larven in vitro mit Coumaphos von 8 mg/l ernährt, Dai et al. 2018 mit 25 mg/l.

Risiko für Wachskreislauf

Die Ergebnisse legen nahe, dass Bienenwachs aus Völkern, die mit CheckMite® gegen die Varroa-Milbe behandelt wurden, nicht in den Wachskreislauf gelangen sollte.
Der Hersteller gibt in seinen Anweisungen vor, dass die Rahmen, die in Kontakt mit den CheckMite®-Behandlungsstreifen kamen, keine weitere Verwendung finden dürfen.

Die Forscher gehen aufgrund der Datenlage in ihrem Institut davon aus, dass aktuell die meisten Imker in der Schweiz organische Säuren für die Behandlung der Varroa-Milbe einsetzen, wenngleich sie für die vergangenen Jahre eine Zunahme von Coumaphos im Wachs ermittelt haben. Imker, die Coumaphos-Rückstände in den Wachskreislauf einbringen, können zwar darauf setzen, dass ihre Rückstände durch das Wachs der Mehrheit der übrigen Imker quasi verdünnt werden, doch damit steigt der Rückstandsgehalt für alle Imker. Betroffen sind vor allem diejenigen, die Rückstandsmengen so gering wie möglich halten möchten.

Und zwei frühere Studien haben gezeigt, dass allein das Vorhandensein von Coumaphos-Rückständen in Bienenwachs ausreicht, um das Risiko einer Coumaphos-Resistenz bei Varroa-Milben zu erhöhen, weil der Parasit in ständigem Kontakt mit dem Wirkstoff steht (Medici et al. 2015; Mitton et al. 2018).
Pettis hat 2004 gezeigt, dass die Behandlung mit CheckMite® zum Auftreten von parasitären Varroa-Milben führt – nach nur dreijähriger Exposition gegenüber Coumaphos.

Im Ergebnis raten die eidgenössischen Wissenschaftler von der Verwendung von CheckMite® ab. Bienenwachs aus mit CheckMite® behandelten Kolonien sollte generell nicht in den Wachskreislauf eingebracht werden.

Literaturstelle: 

Kast, C., Kilchenmann, V. & Droz, B. Distribution of coumaphos in beeswax after treatment of honeybee colonies with CheckMite® against the parasitical mite Varroa destructor. Apidologie (2019). https://doi.org/10.1007/s13592-019-00724-6

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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