Varroa-Milbe wirkt sich nicht nur auf Honigbienen aus

  • Veröffentlicht am: 29.04.2020

Flügeldeformationsvirus auch bei der Western Yellowjacket. Foto: Katja Schulz/Flickr, CC BY 2.0

Die Varroa-Milbe ist in den Jahren 2007/2008 auf der Big Island von Hawaii eingeführt worden. 
Viren, bei denen die Milbe als Vektor bei Honigbienen dient, trifft man ebenso bei Westlichen Wespen Vespula pensylvanica an. Mit der Ankunft der Varroa hat sich die genetische Vielfalt dieser Viren verändert – auch bei den Wespen.

„Wir sehen bereits, dass die Ankunft der Varroa-Milbe bei Honigbienen-Populationen auf Hawaii einige virulente Varianten begünstigt hat“, so Erin Wilson Rankin von der Universität California Riverside „Wir wissen nicht, wie sich diese Stämme auswirken werden. Was wir wissen, ist, dass die Auswirkungen der Varroa-Milbe sich auf die ganze Artengemeinschaft in Hawaii und wahrscheinlich auf der ganzen Welt ausgewirkt hat.“

Die Forscher sahen in ihrer Studienarbeit insbesondere einen Verlust in der Vielfalt der Varianten des Flügeldeformationsvirus (DWV), was zu neuen Stämmen führte, deren Auswirkungen schwer vorherzusagen sind. DWV tritt unabhängig von der Varroa-Milbe weltweit bei Honigbienen auf; es gibt mehrere Varianten. Das Flügeldeformationsvirus infiziert aber auch Hummeln und wurde bei anderen Insekten nachgewiesen. Die hier im Fokus stehenden Wespen können dieses Virus direkt oder indirekt von Honigbienen erwerben.

Für die Forscher ergab sich durch die Einschleppung der Varroa auf Big Island die Möglichkeit, Populationen von Honigbienen und Wespen sowohl vor als auch nach der Einführung der Varroa-Milbe zu untersuchen. Nach dem Auftreten der Milbe wiesen sie bei Honigbienen mehr Krankheitserreger nach und einige Erreger wurden bei Honigbienen und Wespen erstmals nach Einführung der Milbe auf der Insel nachgewiesen.

„Dies ist eine der ersten Beschreibungen von Krankheitserregern bei der Westlichen Wespe“, erklärt Erin Wilson Rankin. „Offensichtlich haben sich Krankheitserreger, die bekanntermaßen mit Varroa verbunden sind, auf Nicht-Bienenarten ausgebreitet, obwohl die Milbe selbst ein Bienenspezialist ist. Wir vermuten, dass die Ausbreitung bei Wespen zum Teil auf die Neigung der Wespe zurückzuführen ist, Bienen zu jagen. Dies ist eine Möglichkeit, wie sich die Wespen mit den Krankheitserregern infiziert haben.“

Die Krankheitserreger werden häufig fälschlicherweise als „Bienenerreger“ bezeichnet, da sie zuerst bei Bienen gefunden wurden. Wie einige andere Erreger auch, kommt etwa der Flügeldeformationsvirus jedoch bei einer Vielzahl von Insekten vor.

„Wir sehen, dass völlig andere Raubtiere betroffen sind“, so Erin Wilson Rankin. „Die Milbe vektorisiert keine Viren zu den Wespen. Die Ausbreitung der Viren geschieht durch Räuberung und durch Blumen. Raubtiere können Krankheitserreger an andere Arten weitergeben. Die Wespe zum Beispiel jagt sowohl Honigbienen als auch einheimische Bienen und das erklärt möglicherweise, warum beide Populationen die gleichen Viren zeigen.“

Wespen werden von Forschern gerne übersehen, so die Forscherin, da sie nur wenig Sympathien hervorrufen: „Sie sehen unheimlich aus. Die Leute werden auch von ihnen gestochen. Die Menschen haben mehr Angst vor Wespen als vor Bienen. Unsere Arbeit zeigt jedoch, dass wir die Gesundheit der Arthropoden-Gemeinschaft auch bei anderen Arten als Bienen untersuchen können. Wir zeigen zum ersten Mal, dass ein Raubtier von einem Parasiten getroffen wird, der ihn nicht einmal infiziert.“

Die Forscher untersuchten keine einheimischen Bienen, sondern konzentrierten sich auf Honigbienen und Wespen; beide sind auf Hawaii nicht endemisch.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Übertragung von Krankheitserregern von domestizierten Bienen wie Honigbienen sogar für Nicht-Bieneninsekten wie die von uns untersuchten Wespen von Bedeutung sein kann“, so Studienautor Kevin Loope, inzwischen an der Georgia Southern Universität. „Die Auswirkungen sind möglicherweise subtiler als zuvor beobachtet: Wir fanden Änderungen in der genetischen Variation der in den Wespen gefundenen Viren, nicht aber in der Virusmenge. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass wir detaillierter nachschauen sollten, um herauszufinden, wie sich ‚wandernde‛ domestizierte Bienen für die Landwirtschaft auf wild lebende Insekten auswirken können.“

Die Verwendung von Krankheitserregern zur Bekämpfung unerwünschter Wespen-Populationen ist damit riskant. „Jegliche biologische Bekämpfung mit Krankheitserregern sollte sorgfältig geprüft werden, um unbeabsichtigten Schaden für Nützlinge zu verhindern“, so Kevin Loope.

Das Forschungsteam war überrascht, einen dramatischen Unterschied in der viralen genetischen Diversität zwischen den Wespen-Beprobungen der beiden Perioden zu finden – vor und nach der Ankunft der Varroa-Milbe auf Big Island.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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