Zementhonig lässt sich vermeiden

  • Veröffentlicht am: 11.11.2021

Zementhonig vorprogrammiert: Die Große schwarze Fichtenrindenlaus produziert mit Abstand am meisten Melezitose. Foto: S. Rae/Flickr, CC BY 2.0

Dunkler Waldhonig ist beliebt, obwohl der Nektar gar nicht von Blüten, sondern den Ausscheidungen von Läusen stammt. Für die Gewinnung sind Imker auf Standorte mit Schnabelkerfen Hemiptera und ihren süßen Ausscheidungen angewiesen. Die Läuse saugen an Bäumen Siebröhrensaft und scheiden den meisten Teil des im Saft enthaltenen Zuckers aus. Bienen können dem kaum widerstehen und sammeln ihn als „Honigtau“, vor allem dann, wenn es sonst nichts im Wald zu holen gibt.

Das Risiko für Bienen und Imker dabei: Die gesammelten Ausscheidungen der Läuse neigen dazu, schnell aus zu kristallisieren, schneller als die Zellen in den Honigräumen der Bienen-Kolonien verdeckelt werden können. Imker sprechen dann von „Zementhonig“, der nicht mehr geschleudert werden kann und auch die Honigbienen stellt er vor Probleme – er führt zu Darmerkrankungen.

Ursächlich ist der Zucker – Melezitose im wohlklingenden Honigtau. Der Zucker im ursprünglichen Siebröhrensaft ist Saccharose, die Melezitose wird erst von den Läusen gebildet, damit sie sich vom Siebröhrensaft problemlos ernähren können. Sie gleichen damit Unterschiede im osmotischen Druck aus.

In einer Studie wurden neben einzelnen Läusearten auch Umweltfaktoren und ihre Auswirkungen auf die Bildung von Melezitose im Honigtau unter die Lupe genommen: Je geringer die Menge, desto weniger kann sie Honigbienen etwas anhaben.

Für die Untersuchungen wurden insgesamt 620 Honigtauproben mit Mikropipetten direkt von sieben unterschiedlichen Läusearten entnommen: Fichtenquirlschildläuse Physokermes piceae und Physokermes hemicryphus, Rotbraune bepuderte Fichtenrindenlaus Cinara pilicornis, Große schwarze Fichtenrindenlaus Cinara piceae, Große schwarzbraune Tannenrindenlaus Cinara confinis, Colorado-Tannenrindenlaus Cinara curvipes, Grüne Tannenhoniglaus Cinara pectinatae.
Sie wiederum ernährten sich im Untersuchungsgebiet von zwei verschiedenen Wirtsbaumarten, der Gemeinen Fichte Picea abies und der Weiß-Tanne Abies alba.
Die Proben wurden genommen, während die Läuse den Honigtau ausschieden.

Die Lausarten produzieren unterschiedliche Mengen Melezitose. Die Große schwarze Fichtenrindenlaus produziert am meisten Melezitose: durchschnittlich 43,4 % im Honigtau, die Rotbraune bepuderte Fichtenrindenlaus noch immer 29,4 % im Mittel, die Quirlschildläuse kommen nur auf 10,3 und 12,4 % und die übrigen Läuse auf einen Gehalt zwischen 7,6 bis 18,8 % Melezitose.

Eigentlich würde es daher Sinn ergeben, erst einmal die Läuse in der Umgebung eines Bienenstandes zu untersuchen, bevor die Jagd auf Waldtracht beginnen darf. Da die Läuse meist in größeren Höhen anzutreffen sind, ist das praktisch allerdings nur selten möglich. Es muss daher reichen, die Gegebenheiten so einzuschätzen, dass bei einem Risiko für den berüchtigten Zementhonig das Sammelgebiet verlassen oder erst gar nicht aufgesucht wird.

Neben den Lausarten bestimmen weitere Umweltfaktoren über den Melezitose-Gehalt im Honigtau: Steigen die Temperaturen im Sommer an, steigt auch der Melezitose-Gehalt. Steigt die Temperatur von 20 Grad Celsius um 10 Grad an, so nimmt der Melezitose-Gehalt um 6 % zu.
Nimmt die relative Luftfeuchte in trockenen Sommern ab, so steigt der Melezitose-Gehalt ebenfalls an: 40 % relative Luftfeuchte statt 80 % bedeuten ebenfalls 8 % mehr Melezitose im Honigtau.

Der Klimawandel wird das Problem von Melezitose für Honigbienen in Gebieten mit Waldtracht eher verstärken, denn die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass die Melezitose-Produktion indirekt gesteigert wird, wenn Bäume einen weniger guten Zugang zu Wasser haben und unter Trockenstress leiden.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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