Fungizid beeinflusst Fortpflanzung

  • Veröffentlicht am: 06.05.2022

Mit Fenbuconazol belastete Männchen der Gehörnten Mauerbiene wurden häufiger von Weibchen zurückgewiesen. Foto: Niels Gründel

Bienen zählen zu den wichtigsten Bestäubern, denn sie bestäuben nicht nur Wild-, sondern ebenso Nutzpflanzen. Ungeachtet ihrer großen Bedeutung für Mensch und Natur geht ihre Population zurück. Einer der Ursachen ist der großflächige Einsatz von Pestiziden. Sie können sogar die Fortpflanzung von Bienen beeinflussen, wie ein Team von Forschern in einer aktuellen Studie nachgewiesen hat. 

Bei Bienen entstehen Männchen aus unbefruchteten Eiern; weibliche Bienen hingegen entstehen durch die Paarung von Männchen und Weibchen. Das Forschungsteam wollte herausfinden, welche Faktoren zum Rückgang der Bienenpopulation beitragen könnten. Dabei hat es sich auf frühe Stadien der Fortpflanzung der Insekten konzentriert. Gehörnte Mauerbienen Osmia cornuta wurden dabei einer geringen, nicht-tödlichen Dosis des Fungizids Fenbuconazol ausgesetzt. Fungizide werden zur Bekämpfung von Pilzen und Sporen als Pflanzenschutzmittel verwendet.

Weibliche Mauerbienen bewerten bei der Wahl eines Paarungspartners männliche Qualitätssignale – allen voran ihren Geruch und Vibrationen der Brust. „Wenn das Fungizid eine Auswirkung auf die Qualitätssignale der Männchen hat, sollte das die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass pestizidbelastete Männchen von den Weibchen abgelehnt werden“, erklärt der Insektenforscher Samuel Boff von der Universität Ulm.

Bienen-Männchen, die dem Fungizid ausgesetzt waren, wurden im Ergebnis häufiger von den Weibchen zurückgewiesen. „Wir haben auch festgestellt, dass die pestizidbelasteten Männchen weniger mit ihrem Brustmuskel vibrierten und auch eine andere Geruchszusammensetzung hatten als die unbelasteten Männchen“, so Samuel Boff. Sein Fazit: „Der Rückgang der Bienenpopulationen in Agrarlandschaften könnte daher durch die Wirkung von Pestiziden auf das Paarungsverhalten der Insekten erklärt werden.“

Die Studienergebnisse zeigen, dass ein Fungizid mit geringer Toxizität Auswirkungen auf die Fortpflanzung von Bienen in der Paarungsphase hat. „Unsere Studie zeigt, dass die frühen Phasen der Bienenreproduktion in die Risikobewertung von Pestiziden einbezogen werden müssen“, ergänzt Professor Thomas Schmitt von der Universität Ulm.
Samuel Boff hofft auf eine breitere Prüfung verschiedener Pestizidklassen auf das Verhalten und die chemischen Signale von Bienen, „damit ein wirksamer Bienenschutz wirklich stattfinden kann.“

Die Wissenschaftler wollen ihre Untersuchungen fortsetzen. Zu den nächsten Schritten gehört die Durchführung weiterer Experimente zum Paarungsverhalten, mit unterschiedlichen Pestizidklassen und anderen Wildbienenarten.
Unabhängig davon empfehlen die Forscher Bienenüberwachungsprogramme, um Reproduktionsergebnisse von Wildbienen in Gebieten mit Pestizidexposition und in ökologischen Gebieten zu vergleichen.

Literaturstelle: 

Boff et al.: „Low toxicity crop fungicide (fenbuconazole) impacts reproductive male quality signals leading to a reduction of mating success in a wild solitary bee”; in: Journal of Applied Ecology, doi: 10.1111/1365-2664.14169

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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