Vegetationsfreie Flächen gut für Wildbienen

  • Veröffentlicht am: 06.12.2022

Anlage der vegetationsfreien Parzellen auf einem Kalkmagerrasen bei Göttingen während der Studie. Foto: Hanna Gardein/Universität Göttingen

Von knapp 600 Wildbienenarten in Deutschland nisten 75 Prozent im Boden. In wissenschaftlichen Studien steht vor allem die Minderheit der oberirdisch in Hohlräumen nistenden Wildbienenarten im Fokus. Ein Forschungsteam hat mit einer Studie auf Kalkmagerrasen gezeigt, dass die kleinräumige Entfernung von Vegetation zu einer deutlichen Vermehrung von Bodennestern führt, vor allem bei angrenzendem, hohem Blütenreichtum.

Über die Nistansprüche bodennistender Wildbienen ist relativ wenig bekannt, obwohl Nistplätze für die Förderung der meisten Wildbienenarten von zentraler Bedeutung sind.
Für die aktuelle Studienarbeit wählte das Team der Forscherinnen acht Kalkmagerrasen rund um Göttingen aus. „Kalkmagerrasen sind einer der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa und daher für den Schutz der Bienenvielfalt von entscheidender Bedeutung“, erklärt Dr. Annika Haß von der Universität Göttingen.
Um zu testen, ob bodennistende Wildbienen ihre Nester bevorzugt in vegetationsfreien Bereichen anlegen, entfernte das Forschungsteam die Vegetationsdecke auf drei Parzellen pro Kalkmagerrasen von je einem Quadratmeter. „Die Parzellen wurden sehr schnell von den Bienen angenommen“, berichtet die Autorin Hanna Gardein, mittlerweile am Julius Kühn-Institut.

Insgesamt war die Anzahl der Bienennester auf den Parzellen im Vergleich zu den Kontrollflächen vierzehnmal höher. Auch die Nistaktivität war auf den vegetationsfreien Flächen deutlich erhöht, besonders bei warmen Bodentemperaturen. „Durch unsere Studie können wir konkrete Empfehlungen zur Anlage solcher Parzellen geben: Wer solche Offenbodenstrukturen schaffen möchte, sollte sie bevorzugt an warmen, besonnten Hängen anlegen. Hier konnten wir eine besonders hohe Besiedlung feststellen. Die Wildbienen bevorzugten zudem Nistplätze, die direkt an Blühressourcen angrenzen“, fasst Hanna Gardein die Ergebnisse zusammen.

Die Bedeutung von offenen Bodenflächen für Wildbienen konnte auch durch den Vergleich der acht Kalkmagerrasen bestätigt werden: Es wurden mehr Wildbienen auf den Kalkmagerrasen erfasst, die mehr Offenbodenstrukturen und Blühressourcen auf der gesamten Fläche aufwiesen. Wie erwartet galt dies im Besonderen für bodennistende Wildbienenarten. „Unsere Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die Verfügbarkeit von Nistressourcen in Studien und Projekten zur Förderung von Wildbienen zu berücksichtigen“, schlussfolgern Prof. Dr. Catrin Westphal und Prof. Dr. Teja Tscharntke von der Universität Göttingen. „Die kleinräumige Entfernung der Vegetationsdecke erwies sich dabei als einfach umzusetzende Maßnahme, die maßgeblich zur Förderung von bodennistenden Wildbienen beitragen kann.“

Literaturstelle: 

Gardein, H., Fabian, Y., Westphal, C., Tscharntke, T., & Hass, A. (2022). Ground-nesting bees prefer bare ground areas on calcareous grasslands. Global Ecology and Conservation, https://doi.org/10.1016/j.gecco.2022.e02289.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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