Klimavariablen entscheidend für Virenentwicklung bei Honigbienen

Varroa-Milben sind weniger bedeutend als gedacht für die Verbreitung von Viren bei Honigbienen. Foto: Mahdi Zafar/Unsplash
Viren sind bei Honigbienen ernst zu nehmende Krankheitserreger, die die Gesundheit und damit die Produktivität von Bienenvölkern beeinträchtigen können. Ein Team von Wissenschaftlern hat Bienenvölker in ganz Kanada auf neun Viren - Flügeldeformationsvirus (Typ A und B), Black queen cell Virus (BQCV), Sackbrut-Virus, Lake-Sinai-Virus, Kaschmir-Bienen-Virus, Akutes Bienenparalyse-Virus, Chronisches Bienenparalyse Virus, Israelisches Akute-Bienenparalyse-Virus - analysiert, um allgemeine Trends in der Virenintensität und dem Vorkommen in verschiedenen Regionen und Jahren zu beschreiben.
Dabei wurden auch Klimadaten - Temperatur, Windgeschwindigkeit und Niederschlag - als Variablen zur Vorhersage getestet, um mögliche Treiber zu verstehen, die saisonalen Mustern der Virusprävalenz zugrunde liegen.
Die Temperatur war ein signifikanter positiver Prädiktor für die Gesamtzahl der Viren pro Probe, die in der Provinz British Columbia am höchsten war. Das Lake-Sinai-Virus war insgesamt am weitesten verbreitet (mit 89 %) und hatte pro Biene die höchste Infektionsintensität. Das Akutes Bienenparalyse-Virus war mit 4,7 % das am wenigsten verbreitete Virus und hatte die niedrigste Infektionsintensität pro Biene.
Zur Überraschung der Forscher verbesserte die Einbeziehung der Häufigkeit der Varroa-Milbe als Ko-Variante die Modellanpassung für kein Virus signifikant. Alle Viren, mit Ausnahme des Kaschmir-Bienen-Virus, variierten je nach Region, und eine oder mehrere Klimavariablen waren signifikante Prädiktoren für sechs der neun Viren.
Obwohl die Klimaeffekte bei einzelnen Viren oft inkonsistent waren, zeigte sich, dass Klimavariablen bessere Prädiktoren für die Virusintensität und das Vorkommen sein können als die Varroa-Milben, zumindest bei niedrigen Befallsraten.
Die Forscher gingen anfangs von der Hypothese aus, dass sie unter Berücksichtigung zeitlicher und regionaler Unterschiede im Allgemeinen positive Zusammenhänge zwischen Temperatur, Windgeschwindigkeit, Niederschlag und Virusintensität oder -häufigkeit finden würden, da höhere Temperaturen das Wachstum der Bienenpopulation und die Bedingungen für engere Bedingungen im Bienenstock fördern, während schlechtes Flugwetter Reinigungsflüge verhindert und zu mehr fäkal-oraler Übertragung innerhalb des Bienenstocks führen kann.
Eine weitere Annahme war, dass die Varroa-Häufigkeit ein positiver Prädiktor der Virusintensität und -häufigkeit wäre, insbesondere für das Flügeldeformationsvirus Typ B.
Die Varroa-Häufigkeit war für jedoch keines der getesteten Viren ein signifikanter Prädiktor.
Obwohl die Art der Beziehungen zwischen den Klimavariablen inkonsistent war, gelangen die Wissenschaftler zu folgenden Schlussfolgerungen:
Klimafaktoren beeinflussen das Vorkommen oder die Intensität von Viren nicht in der Weise, wie es zu erwarten war, sofern der fäkal-orale Übertragungsweg besonders bedeutend ist.
Höhere Temperaturen können sowohl das BQCV als auch die Gesamtzahl der Infektionen fördern, möglicherweise weil die Dichte mit steigenden Temperaturen aufgrund der Volksentwicklung im Bienenstock zunimmt.
Die Varroa-Häufigkeit war in allen Fällen ein überraschend schwacher Prädiktor; womöglich ist die Milbenhäufigkeit zu gering gewesen, um einen entsprechend bedeutenden Einfluss zu haben.
Landschaftseinflüsse können für das Sackbrut-Virus einen größeren Einfluss haben als für andere Viren. Das Virus wurde in einem großen Teil der Proben (73,6 %) nachgewiesen.
Diese Studie trägt nicht nur zu einer größeren Sammlung von Daten über Krankheitserreger bei Honigbienen in Kanada bei, mit deren Hilfe ermittelt werden kann, wie sich die Verbreitung im Laufe der Zeit verändert, sondern verbessert auch das Verständnis möglicher Auswirkungen von Umweltvariablen auf wichtige virale Krankheitserreger.
McAfee, A., Alavi-Shoushtari, N., Labuschagne, R. et al. Regional patterns and climatic predictors of viruses in honey bee (Apis mellifera) colonies over time. Sci Rep 15, 286 (2025). https://doi.org/10.1038/s41598-024-79675-7