Früher Tod und Verhaltensänderungen
Pestizide wirken auf Honigbienen deutlich negativer als bisher angenommen. Foto: PublicDomainImages/Pixabay, CC0 Creative Commons
Eine Studie aus Brasilien legt nahe, dass die Wirkung von Pestiziden auf Honigbienen deutlich negativer sein könnte als bisher angenommen. Das Insektizid selbst muss dazu nicht in einer tödlich eingestuften Menge eingesetzt werden; das Leben der Bienen kann es dennoch um bis zu 50 % verkürzen und ein als sicher eingestuftes Fungizid verändert das Verhalten der Arbeiterinnen, sodass von fleißigen Bienen nicht mehr die Rede sein kann.
Riesige Mais-, Soja- und Zuckerrohr-Kulturen in Brasilien hängen vom intensiven Einsatz von Insektiziden ab. Die Landwirte sollen beim Ausbringen von Pestiziden zwischen ihren Feldern und dem umgebenden Wald einen Sicherheitsabstand von mindestens 250 m einhalten, was nur selten so umgesetzt wird.
Neben Wildbienen und Stachellosen Bienen ist auch Apis mellifera in Brasilien anzutreffen, vor allem die Afrikanisierte Honigbiene, ein von Menschenhand gemachter Hybrid. Er stand im Mittelpunkt der Untersuchungen der Forscher.
Im Rahmen ihrer Studie haben die Wissenschaftler die Auswirkungen einer kombinierten Exposition gegenüber Insektiziden und Fungiziden auf Honigbienen gemessen. Wenn das Fungizid Pyraclostrobin allein angewandt wird, schädigt es Bienenvölker nicht. In Verbindung mit dem Insektizid Clothianidin tötet es zwar nicht wie ein Insektizid, aber es verändert das Verhalten maßgeblich und gefährdet damit die Völker.
Clothianidin wird zur Bekämpfung von Schädlingen bei Baumwolle, Bohnen, Mais und Sojabohnen eingesetzt und Pyraclostrobin großflächig bei den meisten Getreide- und Obstkulturen sowie bei Hülsenfrüchten und Gemüse.
Die Untersuchungen wurden im Labor unter feldrealistischen Dosen durchgeführt. Honigbienen-Larven wurden gesunden Kolonien entnommen, in Gruppen aufgeteilt, und zwischen dem dritten und sechsten Tag auf eine Diät aus Gelée Royale und Zucker sowie einer winzigen Dosis der Pestizide umgestellt. Die Dosis betrug wenige Nanogramm.
Die Diät der Kontrollgruppe enthielt keine Agrochemikalien. Die Diäten der zweiten und dritten Gruppe waren entweder mit dem Insektizid Clothianidin oder mit dem Fungizid Pyraclostrobin kontaminiert. Sowohl das Insektizid als auch das Fungizid wurden der Nahrung einer vierten Gruppe von Larven zugesetzt.
Das Insektizid Clothianidin im Futter der Larven verkürzte das Leben der Honigbienen um bis zu 50 %.
Es wurde dagegen keine Auswirkung auf die Lebensdauer der Bienen beobachtet, die im Larvenstadium die Nahrung erhielten, die ausschließlich mit dem Fungizid Pyraclostrobin kontaminiert war. Als harmlos erwies sich das Fungizid aber dennoch nicht: Es starben zwar keine Larven, aber das Verhalten der erwachsenen Arbeiterinnen änderte sich. Sie waren im Vergleich zur Kontrollgruppe träge; auch die Strecken, die sie zurück legten waren kürzer.
Dasselbe Verhalten zeigte sich bei den Honigbienen, die zuvor mit der Fungizid-Insektizid-Mischung gefüttert worden waren.
Wenn ein erheblicher Teil der Arbeiterinnen in einem Bienenvolk gleichermaßen betroffen ist, würde diese Verhaltensänderung die Funktionsfähigkeit der gesamten Kolonie beeinträchtigen und könnte einer der Gründe für das immer wieder beobachtete Massensterben sein.
Die Forscher wissen noch nicht genau, wie das Fungizid das Verhalten der Bienen verändert, mutmaßen aber, dass es den Stoffwechsel der Bienen belastet.