Europäische Abstammung spielt eine Rolle bei der Aggressivität von Killerbienen
Ein Schwarm Afrikanisierter Honigbienen in den Vereinigten Staaten. Foto: Lars Plougmann/Flickr, CC BY-SA 2.0
Afrikanisierte Honigbienen, auch als Killerbienen bezeichnet, sind sehr auf Verteidigung bedacht und gehen dabei zuweilen äußerst aggressiv vor. Bisher schrieb man die Aggressionen ihrer afrikanischen Abstammung zu, doch es ist die Mischung aus afrikanischer und europäischer Genetik, die zu der Hyperaggression führt.
Forscher in Brasilien importierten die Honigbienen-Unterart Apis mellifera scutellata aus Südafrika und züchteten sie in den 1950er Jahren mit Unterarten aus Europa. Die Idee war es, eine bessere subtropische Honigbiene zu entwickeln.
„Die daraus resultierenden Bienen waren sehr invasiv und aggressiv, viel mehr als die europäischen Honigbienen, die zu dieser Zeit von nord- und südamerikanischen Imkern verwendet wurden“, erklärt Professor Amro Zayed von York Universität. „Die Genetik, die diese Hyperabwehr verursacht, war nicht bekannt, aber die vorherrschende Auffassung war, dass Killerbienen aggressiv sind, weil südafrikanische Bienen aggressiv sind.“
Im Jahr 1957 wurden Bienenschwärme dieser Afrikanisierten Honigbiene freigesetzt, und seitdem haben sie sich fast über den gesamten amerikanischen Kontinent ausgebreitet.
Heute haben sie die aus Europa stammenden Honigbienen in Brasilien vollständig ersetzt und sind die häufigste Honigbiene von Nordargentinien bis in den Süden der Vereinigten Staaten.
Um den Ursprung der Hyperabwehr zu ermitteln, maß ein Team von Forschern in einer Studie die Abwehrreaktion von 116 brasilianischen Völkern Afrikanisierter Honigbienen mithilfe des „Suede Ball“-Tests. Ein Wildlederball wurde eine Minute lang sanft vor dem Flugloch eines jeden Volkes geschwungen, um die Abwehrreaktion der Bienen zu stimulieren und zusätzliche Bienen zum Stechen des Balls zu ermutigen.
„Wir haben die Genome der aggressivsten Kolonien, die den Ball 90 Mal oder mehr pro Minute stechen, und der am wenigsten aggressiven Kolonien sequenziert“, so Studienautor Brock Harpur von der Purdue Universität. „Wir haben dann die Genome der am meisten und am wenigsten aggressiven Kolonien verglichen, um Mutationen zu identifizieren, die mit diesen Verhaltensunterschieden zusammenhängen.“
„Die defensivsten Völker in unserer Studie waren eher mit südafrikanischen Honigbienen verwandt, außer in mehreren Regionen ihres Genoms, die die Aggression beeinflussen. Hier waren sie eher mit Honigbienen aus Westeuropa verwandt“, beschreibt Amro Zayed die Ergebnisse. „Das heißt - es war die Mischung dieser beiden Honigbienen-Unterarten, die zu Hyperaggression führte.“
Wie DNA dieser beiden Unterarten interagiert, um die Abwehrreaktion zu beeinflussen, ist eine wichtige nächste Frage, die es zu klären gilt.
Brock A Harpur et al, Defense response in Brazilian honey bees (Apis mellifera scutellata x spp.) is underpinned by complex patterns of admixture, Genome Biology and Evolution (2020). DOI: 10.1093/gbe/evaa128