Junge Bienen beschleunigen das Altern Älterer

  • Veröffentlicht am: 12.02.2019

Je nach Zustand des Volkes leben Bienen kürzer oder länger. Foto: Josch13/Pixabay, CC0 Creative Commons

Honigbienen-Völker sind komplexe Gesellschaften, in denen die Arbeit nicht zentral verteilt wird. Wie genau diese Arbeitsaufteilung erfolgt, ist noch immer kaum nachvollziehbar. Schweizer Forschung haben entdeckt, dass junge Bienen diesen Prozess beeinflussen. Sie veranlassen die älteren Bienen dazu, Aufgaben außerhalb des Nestes zu übernehmen, und reduzieren so drastisch deren Lebenserwartung.

In den Völkern der Honigbiene Apis mellifera legt eine einzelne Königin Tausende von Eiern aus denen später die Arbeiterinnen schlüpfen. Alle diese Arbeiterinnen führen Aufgaben durch, die für den Fortgang im Volk notwendig sind. In jungem Alter pflegen sie die Brut, später bauen und verteidigen Sie das Nest. Gegen Ende ihres Lebens verlassen sie den sicheren Bienenstock, um Nahrung für das Volk zu sammeln. Dieser Wechsel zur Sammeltätigkeit beschleunigt aber das Altern; während der Futtersuche sind die Sammelbienen einer großen Auswahl von Gefahren wie Krankheiten, Räuber und ungünstigen Wettereinflüssen ausgesetzt.

Trotz ihres Namens entscheidet nicht die Königin, wer welche Aufgaben im Bienenvolk übernimmt. Wie genau die Arbeit zwischen den Schwesterbienen aufgeteilt ist, ist größtenteils unbekannt. Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Aufgabenaufteilung auf der Kommunikation zwischen der Königin, der Brut und den Arbeiterinnen basiert. Zum Beispiel reduziert die Präsenz älterer Sammelbienen die Wahrscheinlichkeit, dass jüngere Bienen den Stock zur Futtersuche verlassen. Es ist auch bekannt, dass die Präsenz von Brut die Lebenserwartung der erwachsenen Bienen reduziert, da sie für die Brut sorgen und Futter sammeln müssen. Diese Erkenntnisse wurden durch Experimente ermittelt, in denen die Larven experimentell entfernt wurden. Da mit den Larven auch die jungen erwachsenen Bienen entfernt wurden, konnte somit ein möglicher Einfluss der jungen Bienen nicht untersucht werden.

„Durch eine experimentelle Trennung der Effekte von Larven und jungen erwachsenen Bienen auf das restliche Bienenvolk konnten wir zum ersten Mal die Rolle beider Faktoren auseinander halten“, sagt Vincent Dietemann von Agroscope. „Wir konnten zeigen, dass sowohl die Präsenz von Brut als auch die von jungen erwachsenen Bienen die Lebenserwartung der älteren Bienen deutlich reduzieren“, erklärt Studienautor Michael Eyer von Agroscope und dem Institut für Bienengesundheit. Die neu entdeckte Rolle der jungen Arbeiterinnen für die soziale Organisation von Honigbienenvölkern erweitert das Wissen, wie die Altersverteilung in Völkern funktioniert. „Durch diese soziale Regulierung des Sammelverhaltens, könnten sich Bienenvölker schnell an ändernde Umwelteinflüsse anpassen“, ergänzt Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit.

Die erlangten Kenntnisse dienen auch der imkerlichen Praxis, die manchmal die Entfernung der Brut und von jungen Arbeiterinnen erfordert, beispielsweise vor einer Behandlung gegen die Varroa Milbe Varroa destructor. Durch diesen Entzug verlängert sich die Lebenserwartung der Arbeiterinnen, was den Kolonien erlaubt, dies zu kompensieren und weiter zu funktionieren.

Literaturstelle: 

Michael Eyer, Benjamin Dainat, Peter Neumann, Vincent Dietemann: Social regulation of ageing by young workers in the honey bee, Apis mellifera, Experimental Gerontology: Volume 87, Part A, January 2017, Pages 84–91;

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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