Kombination von Insektengift und Milben schwächt Honigbienen

  • Veröffentlicht am: 05.09.2019

Varroa-Milben und Insektizide zusammen sind ein tödlicher Cocktail für die Westliche Honigbiene. Foto: Olivierlevoux/Pixabay, CC0 Creative Commons

Forscher haben in einer Studie nachgewiesen, dass ein Zusammenwirken zwischen der Varroa-Milbe Varroa destructor und Neonicotinoiden die Lebensdauer von Honigbienen maßgeblich beeinträchtigt. Sie plädieren daher für eine nachhaltigere Landwirtschaft und Imkerei.

Verluste der Westlichen Honigbiene Apis mellifera werden seit Längerem auf ein Zusammenwirken verschiedener Stressfaktoren zurückgeführt. Nun hat ein internationales Team von Wissenschaftlern den Nachweis erbracht, dass es einen bislang unbekannten Mechanismus gibt, der die erhöhten Verluste an Honigbienen-Völkern weltweit erklären kann.

Zwei Stressfaktoren, die einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit von Honigbienen haben, sind Insektizide und die nahezu überall vorkommende Milbe Varroa destructor. Die Milbe stammt ursprünglich aus Asien, wo sie die Östliche Honigbiene Apis cerana befällt. Nach einem Wirtswechsel auf die Westliche Honigbiene wurde sie weltweit zu deren gefährlichster biotischer Bedrohung. Der negative Effekt von weit verbreiteten Insektiziden, speziell den Neonicotinoiden, ist ebenfalls bereits bekannt. Bislang existierten jedoch keine Daten, welche ein solches Zusammenwirken zwischen diesen beiden Faktoren aufzeigen konnten.

In den untersuchten Honigbienen-Kolonien hatte die Behandlung der experimentellen Arbeiterinnen mit zwei ausgewählten Neonicotinoiden keinen Einfluss auf Gewicht und Langlebigkeit. Sobald allerdings ein Befall mit der Milbe Varroa destructor hinzukam, konnte ein schädliches synergistisches Zusammenwirken der beiden Stressfaktoren nachgewiesen werden. Davon waren besonders die langlebigen Winter-Honigbienen betroffen, die im Herbst geboren werden, um das Überleben der Kolonie im Winter zu sichern. Der negative Kombinations-Effekt führte nicht nur zu einer kürzeren Lebensdauer der Winterbienen-Arbeiterinnen, sondern auch zu einer reduzierten Körpergröße. Die Körpergröße ist ein wichtiger Faktor für die Leistungsfähigkeit der Winterbienen. Davon hängt unter anderem ab, wie gut sie ihre Körpertemperatur gegen die Kälte verteidigen können.
Auch der Expositionsweg (Pollen oder Nektar) ist wohl ein wichtiger Parameter, der bei Risikobewertungstests berücksichtigt werden muss, da die möglichen Folgen unterschiedlich ausfallen können.

Beim beobachteten Synergismus zwischen Neonicotinoiden und V. destructor reguliert der Milbenbefall wohl die Expression der Gene Cytochrom-P450 im Wirt. Diese Gene spielen eine entscheidende Rolle bei der Entgiftung von Xenobiotika, einschließlich Neonicotinoiden. Selbst wenn diese Stressoren keinen synergistischen Effekt auf die Expression eines Gens aus dieser Familie besitzen, kann der Effekt seiner Herunterregulierung allein aufgrund des Parasitenbefalls zu einem negativen synergetischen Effekt für das Überleben des Wirts führen. In Abwesenheit des Insektizids ist die ebenfalls anzunehmende verringerte Entgiftungsfähigkeit dagegen unerheblich.

Bewirtschaftete Honigbienen sind häufig Agrochemikalien ausgesetzt, da für die landwirtschaftliche Produktion wesentliche Bestäubungsleistungen erbringen. „Imkerinnen und Imker in vielen Regionen dieser Welt sind von viel zu hohen Völkerverlusten betroffen“, sagt Prof. Peter Neumann von der Universität Bern und Co-Autor der Studie. Für die Forscher sind mit dem Nachweis eines solchen Zusammenwirkens zwischen Insektiziden und Milben entsprechende nachhaltige Lösungen in der Landwirtschaft und Imkerei zum Schutz der Honigbienenvölker von zentraler Bedeutung. „Ein reduzierter Einsatz von Insektiziden sowie eine verbesserte Kontrolle der Milbe Varroa destructor sind dringend erforderlich“, sagt Studienautor Dr. Lars Straub von der Universität Bern.

Eine Verringerung der Exposition von Honigbienen gegenüber Agrochemikalien ist auch durch das Verstellen der Völker möglich.

Literaturstelle: 

Lars Straub, Geoffrey R. Williams, Beatriz Vidondo, Kitiphong Khongphinitbunjong, Gina Retschnig, Annette Schneeberger, Panuwan Chantawannakul, Vincent Dietemann & Peter Neumann: Neonicotinoids and ectoparasitic mites synergistically impact honeybees. Nature Scientific Reports, 4. Juni 2019, https://doi.org/10.1038/s41598-019-44207-1

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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