Bürgerwissenschaftler identifizieren Hummeln nur in 50 % der Fälle korrekt

  • Veröffentlicht am: 23.07.2020

Eine Rotgebänderte Hummel Bombus rufocinctus. Foto: Victoria MacPhail/York University

Citizen Scientists nehmen Fotos von Hummeln auf und identifizieren sie. Doch wie treffsicher sind die Bürgerwissenschaftler dabei? Wissenschaftler sind dem nachgegangen und haben herausgefunden, dass etwas mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an Community Science, die Fotos für das nordamerikanische „Bumble Bee Watch“-Programm eingereicht haben, die Bienenarten richtig identifizieren konnten.

Community Science ist ein beliebtes Instrument, mit dem Naturschutzbiologen die Öffentlichkeit in die wissenschaftliche Datenerfassung einbeziehen, um wichtige Daten in großem Stil sammeln zu können.

Im Fall von „Bumble Bee Watch“ stammen die gesammelten Daten aus ganz Nordamerika und können in Schutzpläne einfließen, um die Bienen und ihre Lebensräume besser zu schützen und sogar zu erkennen, welche Lebensräume sie benötigen oder wie sich verschiedene Arten verhalten. Letztlich kann eine entsprechende Datenerhebung auch zum gesetzlichen Schutz gefährdeter Bienenarten führen. Zehntausende Bienen wurden in dem Programm erfasst.

„Diese Daten sind unglaublich wichtig. Es sind Daten, die sonst möglicherweise nicht erfasst würden“, so Studienautorin Victoria MacPhail von der York Universität.

Bessere Daten können schneller verwendet werden

Wenn jedoch die von der Öffentlichkeit vorgenommenen Bienen-Identifikationen in fast 50 Prozent der Fälle ungenau sind, belastet dies die Experten bei der Überprüfung und Korrektur der Identifikationen erheblich.

„Eine genaue Identifizierung auf Artenebene ist ein wichtiger erster Schritt für effektive Entscheidungen für Erhaltungsmaßnahmen“, erklärt Victoria MacPhail. „Diejenigen Community-Science-Programme, bei denen Experten eingereichte Fotos überprüfen, um festzustellen, ob die Identifizierung korrekt ist, haben einen höheren wissenschaftlichen Wert.“

In Nordamerika gibt es 46 Arten Hummeln. Bürgerwissenschaftler haben etwa 39 Arten gesammelt oder identifiziert, wenn auch nicht immer korrekt. Einige der Arten, bei denen die Teilnehmer am wahrscheinlichsten falschlagen, waren die Rostbraungefleckte Hummel Bombus affinis und die Amerikanische Hummel Bombus pensylvanicus. Beide sind rückläufig in ihren Beständen und werden als kritisch oder besonders besorgniserregend eingestuft. Victoria MacPhail glaubt, dass viele der fehlerhaften Identifizierungen mit Wunschdenken zu tun haben: „Jeder möchte eine gefährdete Hummel in seinem Garten finden. Die Genauigkeit der Erstidentifizierung ist jedoch wichtig, um den Nutzen und die Qualität der von den Bürgerwissenschaftlern gesammelten Daten zu bestimmen.“

Im Rahmen ihrer Studie analysierte das Team von Wissenschaftlern mehr als 22.000 von Experten geprüfte Beiträge bei Bumble Bee Watch. Etwa 52 Prozent wurden korrekt nach Arten identifiziert, 38 Prozent wurden falsch identifiziert, während weitere neun Prozent ungültig waren: Es waren gar keine Hummeln.

Einige Arten sind leichter zu identifizieren als andere, weshalb die Forscher die Möglichkeit prüfen, künstliche Intelligenz zu verwenden, um die Einsendungen dieser leichter zu identifizierenden Bienen zu überprüfen. Sie werden auch versuchen, mehr Tools und Ressourcen bereitzustellen, mit denen die Teilnehmer die Biene auf ihren Fotos richtig identifizieren können, einschließlich Tipps, wonach sie suchen müssen, um eine bestimmte Art zu identifizieren, bevor eine endgültige Einreichung erfolgt.

Eine bessere Genauigkeit der Identifizierung bedeutet, dass die Daten schneller verwendet werden können und wertvolle Zeit für Experten gespart wird.

Literaturstelle: 

MacPhail VJ, Gibson SD, Hatfield R, Colla SR. 2020. Using Bumble Bee Watch to investigate the accuracy and perception of bumble bee (Bombus spp.) identification by community scientists. PeerJ 8:e9412

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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