Oxalsäure-Dauerbehandlung trotz Brut

  • Veröffentlicht am: 31.07.2020

So werden die Behandlungsstreifen in das Volk eingesetzt. Foto: Niels Gründel

In Argentinien und den Nachbarländern Chile und Uruguay erfolgt die Behandlung gegen die Varroa-Milbe seit einigen Jahren auch mit „Aluén CAP“. Dabei handelt es sich um ein Oxalsäure-Produkt mit imprägnierten Zellulosestreifen, dass während 6 Wochen in die Rähmchen eingeschoben wird. Die Wirksamkeit liegt laut Hersteller bei 95 %.

Der Zulassung in Argentinien gingen Versuche voraus. Für eine im Jahr 2016 veröffentlichte Studie wurden 2010 bis 2013 wissenschaftlich überwachte Behandlungen durchgeführt.
Studienorte war im Sommer 2010 – zwischen März und April – ein Stand in der Nähe der Stadt Bahía Blanca bei Temperaturen von 9 bis 33 ° C und im Januar und Februar 2011 ein Stand in der Innenstadt von Charrúas bei Temperaturen von 14 bis 42 ° C.
Der letzte Feldversuch wurde im Herbst 2013 – von Mai bis Juni – an der Nationalen Universität von Mar del Plata durchgeführt. Die in diesem Zeitraum gemessenen Temperaturen betrugen -2 bis 20 ° C.

Während der Sommersaison verringert sich die Wirksamkeit von Oxalsäure, da Milben in verdeckelten Brutzellen nicht abgetötet werden.
In der Ursprungsstudie wurde „Aluén CAP“ unter den klimatischen Bedingungen in Argentinien bewertet. Achtundvierzig Bienenvölker kamen insgesamt zum Einsatz, um die Wirksamkeit des Produkts zu bewerten. Bei jedem einzelnen Versuch gab es eine entsprechende Kontrollgruppe ohne Oxalsäure-Behandlung.

Der Milbenfall wurde nach 7, 14, 21, 28, 35 und 42 Tagen gezählt. Nach der letzten Zählung wurden die Oxalsäure-Streifen entfernt und die Völker erhielten 45 Tage lang zwei Flumethrin-Streifen.

Die durchschnittliche Wirksamkeit des organischen Produkts betrug 93,1 % bei einer geringen Variabilität.
Die Wirksamkeit ergibt sich jedoch nicht nur aus der Anwendung der Oxalsäure-Streifen, sondern auch aus einer kombinatorischen Wirkung mit der natürlichen Milben-Sterblichkeit. Es wurden jedoch starke Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe festgestellt.

Die besondere Zusammensetzung der Oxalsäure-Streifen trägt wohl dazu bei, eine ausreichende Säurekonzentration in den Kolonien für die lange Zeit von 42 Tagen aufrechtzuerhalten. Ein Bestandteil ist Glycerin, das aufgrund seiner hohen Viskosität zu diesem Erfolg beiträgt.

Honig, Bienen und Wachs wurden auf Rückstände untersucht. Nach der Oxalsäure-Behandlung mit „Aluén CAP“ sind keine signifikanten Rückstände zu erwarten, wie die Untersuchungen gezeigt haben.
Ohnehin ist Oxalsäure ein natürlicher Bestandteil von Honig. Bei vorausgegangenen Untersuchungen von verschiedenen Honigen wurden von Mutinelli et al. 1997, Bernardini und Gardi 2001 sowie Bogdanov et al. 2002 Werte zwischen 8 und 17.000 mg/kg nachgewiesen.

Die Forscher kamen im Ergebnis ihrer Studie zum Schluss, dass es sich bei „Aluén CAP“ um eine gute Alternative zu den bisher eingesetzten synthetischen Behandlungen handelt.

Für Imker sind die Streifen einfach zu handhaben. Neben der geringen Variabilität ihrer Wirksamkeit stellt diese Art der Behandlung zudem kein Risiko für die Entwicklung der Völker dar.

Testreihen in Europa

In Europa gibt es keine Zulassung, aber das Agroscope in Bern-Liebefeld testet das Produkt bereits seit 2015 unter hiesigen Bedingungen, ebenso wurden Untersuchungen in Frankreich durchgeführt.

Im Ergebnis kamen die eidgenössischen Untersuchungen zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit zu niedrig sei und zu viele Milben in den Völkern verbleiben. Auch die Völkerverluste fielen höher aus als mit einer Ameisensäure-Behandlung. Positiv vermerkten die Forscher aber, dass keine Königinnen-Verluste auftraten und es keine Rückstandproblematik gebe. Die französischen Tests fielen durchweg positiver aus.
Der Hersteller hat die Zusammensetzung der Streifen inzwischen verändert; beim Agroscope hat man daher einen neuen Versuch 2018 durchgeführt. Unter Schweizer Bedingungen gab es jedoch keine Veränderungen. Die Streifen schnitten weiterhin schlechter ab als eine Ameisensäure-Behandlung.

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Literaturstelle: 

Maggi, M., Tourn, E., Negri, P. et al. A new formulation of oxalic acid for Varroa destructor control applied in Apis mellifera colonies in the presence of brood. Apidologie 47, 596–605 (2016) doi:10.1007/s13592-015-0405-7

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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