Neue Virusvariante bedroht Bienengesundheit

  • Veröffentlicht am: 15.06.2022

Die Verbreitung der Varianten des Flügeldeformationsvirus hat sich deutlich gewandelt. Quelle: Paxton et al. 2022, CC BY 4.0

Die gefährlichere Variante des Flügeldeformationsvirus DWV-B ist weltweit auf dem Vormarsch. Die neue Variante, die in Europa den ursprünglichen Virenstamm bereits abgelöst hat, breitet sich auch in anderen Regionen der Welt aus und kann zum Kollaps ganzer Völker führen.

Das „Deformed Wing Virus“ (DWV) wird bei Bienen über die Varroa-Milbe, beim Füttern und sogar von der Königin über infizierte Eier übertragen. Prof. Dr. Robert Paxton von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg forscht seit vielen Jahren zur Verbreitung verschiedener Krankheitserreger bei Honig- und Wildbienen. „Das Krüppelflügelvirus ist definitiv die größte Bedrohung für Honigbienen“, so Robert Paxton. Der ursprüngliche Stamm des Virus DWV-A wurde Anfang der 1980er Jahre in Japan entdeckt; die neue Variante DWV-B wurde erstmals im Jahr 2001 in den Niederlanden beschrieben. „Unsere Laborstudien haben gezeigt, dass die neue Variante Bienen schneller tötet und dass sie gleichzeitig besser übertragen wird“, erklärt Robert Paxton.

Das Team um den Zoologen wollte in der aktuellen Studienarbeit herausfinden, wie weit die neue Variante bereits in der Natur verbreitet ist. Hierfür wertete das Team der Forscher rund 3.000 Datensätze von Honigbienen, Erdhummeln und Varroamilben aus der US-Datenbank NCBI aus, in denen sich Hinweise auf das Erbgut der Viren befinden. Zudem recherchierten sie für zahlreiche Länder die ersten wissenschaftlich dokumentierten Erwähnungen der DWV-B-Variante. „Unsere Analysen zeigen, dass sich die neue Variante in Europa bereits durchgesetzt hat und dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis die Variante überall auf der Welt dominant ist“, so Robert Paxton. In den 2000er Jahren wurde die neue Variante vor allem in Europa und Afrika gefunden. In Nord- und Südamerika entdeckte man sie Anfang der 2010er Jahre, 2015 in Asien. Mit der Ausnahme von Australien ist die Virusvariante auf allen Erdteilen nachgewiesen. Das könnte den Forschenden zufolge daran liegen, dass sich die Varroa-Milbe in Australien bislang nicht ansiedeln konnte.

Auch in den Proben von Erdhummeln ließen sich Hinweise auf das Virus finden. „Ob das Virus bei Hummeln und anderen Wildbienen ähnlich verheerende Folgen haben wird, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Bislang sterben kommerziell gehaltene Hummelvölker mit dem Virus immerhin nicht deutlich häufiger“, berichtet Robert Paxton. Es gebe verschiedene Mittel und Methoden, um Bienen vor der Varroa-Milbe und dem Virus zu schützen: „Das Wichtigste ist es, auf die Hygiene im Bienenstock zu achten. Hier können einfache Maßnahmen helfen, nicht nur das eigene Volk vor Varroa zu schützen, sondern auch Wildbienen, um die sich sonst niemand kümmert“, so Robert Paxton abschließend.

Literaturstelle: 

Paxton et al. Epidemiology of a major honey bee pathogen, deformed wing virus: potential worldwide replacement of genotype A by genotype B. International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife (2022). doi: 10.1016/j.ijppaw.2022.04.013

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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