Kleiner Beutenkäfer ist ganz großer Opportunist
Der Kleine Beutenkäfer zwischen Honigbienen. Foto: James D. Ellis/University of Florida/Bugwood.org, CC BY 3.0 US
Der Kleine Beutenkäfer Aethina tumida stammt ursprünglich aus Südafrika. Durch den globalen Handel hat er sich dank des Menschen inzwischen über weite Teile der Welt ausbreiten können. In Europa ist er bisher nur im Süden Italiens angekommen. Ihn auszurotten, fällt dennoch schwer. Dabei spielen nicht nur einzelne Imker eine unrühmliche Rolle, dem Beutenkäfer hilft auch, dass er im Zweifel gar nicht auf Honigbienen zum Überleben angewiesen ist wie eine neue Studie zeigt.
Imker kennen den Kleinen Beutenkäfer nur als Parasiten. Dort ernährt er sich von Honig, Pollen, Bienenbrut und lässt sich sogar von Honigbienen direkt füttern.
In den letzten Jahren wurden mehrere einzelne Beobachtungen gemacht, dass der Kleine Beutenkäfer auch andere soziale Bienen als alternative Wirte nutzt: Gemeine Östliche Hummeln Bombus impatiens (Spiewok & Neumann, 2006; Hoffmann, Pettis & Neumann, 2008) und Stachellose Bienen Austroplebeia australis (Halcroft, Spooner‐ Hart & Neumann, 2011), Dactylurina staudingeri (Mutsaers, 2006), Melipona beecheii (Lóriga Peña, Fonte Carballo & Demedio Lorenzo, 2014) und Tetragonula carbonaria (Greco et al., 2010; Wade, 2012).
Im Rahmen einer Studie haben Wissenschaftler nun nachweisen können, dass der Käfer auch mithilfe der Nester von Solitärbienen Luzerne-Blattschneiderbiene Megachile rotundata einen gesamten Lebenszyklus abschließen kann. Die Luzerne-Blattschneiderbiene ist in Europa endemisch und wurde wegen ihrer Bestäubungsleistungen durch den Menschen auf alle Kontinente (außer der Antarktis) eingeführt.
In der Studie wurden die Solitärbienen künstlich befallen; Feldversuche zeigten keinen Befall durch den Kleinen Beutenkäfer, was die Wissenschaftler vermuten lässt, dass sie nur gelegentlich als Wirte dienen – ebenso wie andere Solitärbienen.
Trotz früherer negativer Beweise (Buchholz et al., 2008; Willcox et al., 2017) zeigt die aktuelle Studie, dass ausgewachsene Beutenkäfer unter Labor- und Halbfeldbedingungen auf Blüten nach Nahrung suchen und dadurch ihr Überleben ohne Bienenwirte signifikant verbessern.
Der Bienen-Parasit ist damit ein ausgesprochen großer Opportunist. Bemühungen, ihn nach seinem Eindringen in ein neues Gebiet wieder erfolgreich auszurotten, werden dadurch weit schwieriger. Seine Ausbreitung sollte aber eingedämmt werden, weil angenommen werden muss, dass seine Ankunft schwerwiegende Konsequenzen für die endemische Bienenfauna hat.