Blau verdankt Existenz den Bienen

  • Veröffentlicht am: 09.09.2021

Blaue Blüten kommen in der Natur nur bei Pflanzen vor, die auf Bestäuber angewiesen sind. Foto: Andriyko Podilnyk/Unsplash

Blau ist eine seltene Farbe in der Natur. Blaue Pigmente lassen sich für Pflanzen meist schwierig produzieren und daher treiben sie diesen Aufwand nur dann, wenn es ihnen echte Vorteile bringt, Bienen oder andere bestäubende Insekten anzulocken.

Doch das vermeintlich seltene Vorkommen blauer Blüten ist zum Teil auch auf unser eigenes beschränktes Sehvermögen zurückzuführen. Bienen treffen viel häufiger auf bläuliche Blüten.

Der Mensch ist ebenfalls von Blau fasziniert: „Ägyptisch Blau“ ist eines der ältesten künstlich hergestellten Farbpigmente. Es wird wegen seines seltenen natürlichen Vorkommens heute überwiegend künstlich hergestellt. Die alten Ägypter verwendeten es gerne zur Dekoration, ebenso wie blaue Lapislazuli.
Indigoblaue Farbstoffe zählten seit dem Altertum zu besonders verbreiteten Färbemitteln; die ältesten Nachweise lassen sich in 6.000 Jahre alten Baumwollstoffen in Peru nachweisen. „Blue Jeans“ haben noch heute eine große Verbreitung, wenngleich heute die meisten Färbemittel synthetischen Ursprungs sind.

Blau gilt als Lieblingsfarbe der Menschen wie Hurlbert & Ling 2007 herausgefunden haben. Warum das so ist, bleibt unklar, womöglich ist dies auf das Blau des Himmels oder einer positiven Einstellung gegenüber dem Blau des Meeres zurückzuführen.

In der Welt der Blüten ist das Blau wohl eindeutig auf Bestäuber zurückzuführen: Die Auswertung einer Pflanzendatenbank ergab nach einer Auswertung im Rahmen dieser Studienveröffentlichung, dass Blüten, die nicht auf eine Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, keine blaue Blüte dabei war.
Blau kommt erst ins Spiel, wenn Blüten für Insekten attraktiv sein müssen. Nichtsdestotrotz bleibt Blau dann mit einem Anteil von weniger als 10 % relativ selten.

Der Grund, warum Bienen bläuliche Blüten bevorzugen, bleibt ein offenes Forschungsfeld. Immerhin ist klar, dass sie über ein anderes Farbsehen verfügen als wir: Sie besitzen Photorezeptoren, die für ultraviolette, blaue und grüne Wellenlängen besonders empfänglich sind.

Die Fähigkeit blühender Pflanzen, blaue Farben zu produzieren, hängt mit der Intensität der Landnutzung zusammen, einschließlich durch Menschen verursachter Faktoren wie Düngung, Beweidung und Mähen. Die Häufigkeit blauer Blüten wird damit verringert. Im Gegensatz dazu scheinen besonders stressigere Umgebungen relativ mehr blaue Blüten aufzuweisen.

Unter rauen Bedingungen, wie in den Bergen des Himalayas kommen blaue Blüten deutlich häufiger vor, als zu erwarten war. Die Forscher vermuten, dass Pflanzen in rauen Umgebungen möglicherweise viel mehr investieren müssen, um attraktiv für die wenigen verfügbaren Bienenbestäuber zu sein. Blaue Blumen scheinen zu existieren, um den Wettbewerb um Bestäubungsdienste zu gewinnen.

Auch städtische Umgebungen sind wichtige Lebensräume für Insekten, einschließlich Bienen. Bienenfreundliche Gärten mit blauen Blütenpflanzen sind nicht nur für Menschen schön anzusehen, sondern werden auch von Bienen besonders geschätzt.
Sie sind damit ein bequemer, angenehmer und potenziell wichtiger Beitrag für einen nachhaltigen Garten, so die Wissenschaftler.

Literaturstelle: 

Dyer AG, Jentsch A, Burd M, Garcia JE, Giejsztowt J, Camargo MGG, Tjørve E, Tjørve KMC, White P and Shrestha M (2021) Fragmentary Blue: Resolving the Rarity Paradox in Flower Colors. Front. Plant Sci. 11:618203. doi: 10.3389/fpls.2020.618203

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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