Selektive Züchtung schützt Honigbienen vor Varroa

  • Veröffentlicht am: 15.03.2024

Eine Honigbiene mit einer Varroa-Milbe im Schlepptau. Quelle: ARS-USDA, Public Domain

Eine neue angepasste Zuchtlinie der Westlichen Honigbiene zeigt große Fortschritte im weltweiten Kampf gegen die parasitäre Varroa-Milbe.

Die invasive Milbe hat sich inzwischen über alle Kontinente außer der Antarktis ausgebreitet, selbst in Australien scheint sie jetzt unaufhaltsam auf dem Vormarsch.

In einer Studie wurden „Pol-line“-Bienen, über ein 20-jähriges Zuchtprogramm auf Resistenz gegen die Milbe gezüchtet. Sie mussten sich gegenüber Honigbienen beweisen, die keiner Selektion unterworfen waren.

Die auf Milbenresistenz gezüchteten Bienen überlebten den Winter mit mehr als doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit (60 % im Vergleich zu 26 % bei den Standard-Honigbienen). Die Standard-Honigbienen erlitten hohe Verluste, wenn nicht umfangreiche Behandlungen gegen die Varroa-Milbe durchgeführt wurden.

„Die Varroa-Milbe ist die größte Bedrohung für bewirtschaftete Honigbienenkolonien weltweit. Bisher waren neue Methoden zur Bekämpfung der Milben – und der von ihnen übertragenen Krankheiten – nur begrenzt erfolgreich, und die Milben werden zunehmend resistent gegen chemische Behandlungen. Es ist eine tickende Zeitbombe“, so Dr. Thomas O’Shea-Wheller von der Universität Exeter. „Durch die selektive Züchtung von Bienen, die Milben identifizieren und aus ihren Kolonien entfernen, ergab unsere Studie eine signifikante Verringerung der Milbenzahl und vor allem eine zweifache Steigerung des Überlebens der Kolonie. Obwohl dies der erste groß angelegte Versuch ist, hat die fortgesetzte Zucht und Verwendung dieser Bienen durchweg vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Diese Art von Resistenz bietet eine natürliche und nachhaltige Lösung für die Bedrohung durch Varroa-Milben und ist nicht auf Chemikalien oder menschliches Eingreifen angewiesen.“

Die Studie wurde in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Mississippi, North Dakota und South Dakota durchgeführt, in denen kommerzielle Imker jährlich mit Zehntausenden von Kolonien einwandern, um die Bestäubung großflächiger landwirtschaftlicher Flächen sicherzustellen.

Die Varroa-Milben haben ihren Ursprung in Asien; ihr dortiger Wirt ist die Östliche Honigbiene. Die inzwischen weltweit verbreitete Westliche Honigbienen ist erst vor wenigen Jahrzehnten mit der Varroa-Milbe in Kontakt gekommen und besitzt keine natürlichen, wirksamen Abwehrmechanismen.

Die von Menschen gehaltenen Honigbienen sind weitgehend von einer natürlichen Selektion entkoppelt; daher können sie keine Resistenz entwickeln, wie es in freier Wildbahn notwendig wäre.

Bewirtschaftete Honigbienen reagieren jedoch manchmal auf Milben, indem sie von Milben befallene Bienenlarven aussortieren. Dabei werden sowohl die Larven als auch die Milben getötet. Das Verhalten der Honigbienen wird als Varroa-sensitive Hygiene (VSH) bezeichnet.
Durch selektive Züchtung auf dieses Merkmal können Kolonien entstehen, die sich selbst vor einem Befall schützen.

„Das Tolle an dieser besonderen Eigenschaft ist, dass wir gelernt haben, dass alle Arten Honigbienen sie auf einer bestimmten Ebene beherrschen, sodass wir wissen, dass sie mit den richtigen Werkzeugen bei allen Bienen gefördert und selektiert werden kann“, erklärt der Forschungsmolekularbiologe Dr. Michael Simone-Finstrom vom USDA Agricultural Research Service.
Thomas O'Shea-Wheller ergänzt: „Diese Art von Resistenz bietet eine natürliche und nachhaltige Lösung auf die Bedrohung durch Varroa-Milben. Sie ist nicht auf Chemikalien oder menschliches Eingreifen angewiesen.“

Das Überleben der Kolonien im Winter ist für Imker besonders wichtig, da Honigbienen im zeitigen Frühjahr sehr gefragt sind – eine Schlüsselzeit für die Bestäubung vieler Nutzpflanzen.

Im Rahmen der Studie untersuchte das Team der Forscher auch die mit Varroa-Milben assoziierten Viren in Bienenvölkern.
Die Kolonien, die auf Varroa-Resistenz gezüchtet wurden, zeigten niedrigere Konzentrationen der drei Hauptviren DWV-A, DWV-B und CBPV.

Interessanterweise waren diese Viren jedoch, wenn sie getrennt vom Ausmaß des Milbenbefalls untersucht wurden, keine starken Prädiktoren für Kolonieverluste.

„Ein Großteil der Forschung konzentriert sich auf die Viren, wobei die Milben vielleicht nicht genug im Mittelpunkt stehen“, so Thomas O'Shea-Wheller. „Die Viren sind eindeutig wichtig, aber wir müssen einen Schritt zurücktreten und rigoros sein, um die besten praktischen Ergebnisse zu erzielen, denn wenn Sie die Milben kontrollieren, kontrollieren Sie automatisch die Viren, die sie übertragen."

Literaturstelle: 

O’Shea-Wheller, T.A., Rinkevich, F.D., Danka, R.G. et al. A derived honey bee stock confers resistance to Varroa destructor and associated viral transmission. Sci Rep 12, 4852 (2022). https://doi.org/10.1038/s41598-022-08643-w

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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