Gutes und schlechtes Flügeldeformationsvirus?
Die Varroa-Milbe im Pelz einer Honigbiene. Foto: Brian0918/Public Domain
In einer vergleichenden Studie haben Wissenschaftler die Verteilung, die Häufigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt und Viruslast der drei DWV-Varianten (DWV-A, -B und -C) auf Kolonieebene in England, Wales und 32 US-Bundesstaaten untersucht. Die Sterblichkeit der Völker in der Studie wurde ebenfalls aufgezeichnet, um die Auswirkungen der unterschiedlichen Stämme des Flügeldeformationsvirus auf Ebene der Völker besser zu verstehen.
Die „Varroa“ gilt als einer der Hauptgründe für die weltweiten Verluste von Honigbienen-Kolonien. Die Milbe Varroa destructor ist jetzt mit Ausnahme von Australien weltweit verbreitet. Durch sie wurde das relativ gutartiges Flügeldeformationsvirus (DWV) zu einem gefährlichen Insekten-Pathogene.
Anfänglich wurde nur DWV-A nachgewiesen, im Jahr 2001 dann erstmals DWV-B – früher auch als Varroa Destructor virus-1 (VDV-1) bezeichnet – und im Jahr 2007 dann auch DWV-C in britischen Honigbienen-Proben.
Auf der Nordhalbkugel haben die Vereinigten Staaten im letzten Jahrzehnt durchweg die größten Überwinterungsverluste zwischen 22 und 35 % zu verzeichnen, während in einem ähnlichen Zeitraum die Verluste der Überwinterung in Großbritannien zwischen 10 und 30 % lagen.
Für die Untersuchungen wurden insgesamt 35 englische und walisische Imkereien nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Die Imker hatten für ihre Bienen feste Standorte, die über einen weiten geografischen Bereich verteilt waren. Eine erste Probenentnahme fand im April 2016 statt, gefolgt von einer weiteren zwischen Mitte August und Mitte September 2016.
In ähnlicher Weise wurden 78 Imker in den Vereinigten Staaten ausgewählt. Dort wurden Proben aus Völkern entnommen, die über 32 US-Bundesstaaten verteilt waren.
Allen Imkern, die Proben zur Verfügung stellten, wurde im Frühjahr 2017 ein Fragebogen zur Gesundheit der Völker zugesandt. Insgesamt 25 englische und walisische sowie 35 US-amerikanische Imker haben einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesandt.
Die DWV-B-Variante war in den englischen und walisischen Honigbienen-Völkern über die gesamte Saison 2016 weit verbreitet und dominierend. DWV-A war dagegen in den Vereinigten Staaten weit verbreitet und dominierend.
Die DWV-Belastung blieb in englischen und walisischen Kolonien während der gesamten Saison konstant, wobei die große Anzahl von 96 % der Kolonien die Winterperiode 2016/2017 überlebte.
Darüber hinaus waren die von der British Bee Keepers Association (BBKA) für das Untersuchungsjahr gemeldeten Überwinterungsverluste mit 13 % der zweitniedrigste Wert in einem Jahrzehnt. Und die in der Umfrage gemeldeten englischen und walisischen Verluste rechnen die Forscher sogar eher dem damaligen Sturm Doris zu.
Die teilnehmenden US-Imker der Studie bestätigten einen Verlust von 60 % der zuvor beprobten Völker über den Winter 2016/2017. Die Untersuchungsdaten zeigen einen signifikanten Unterschied in der DWV-A-Viruslast zwischen überlebenden und verstorbenen Kolonien. DWV-A ist für Honigbienen demnach tödlich, da die Viruslast von DWV-B in den verstorbenen Kolonien signifikant niedriger war, als die von DWV-A. 89 % der toten Völker wiesen dominante DWV-A-Infektionen auf.
Darüber hinaus war die DWV-A- und -B-Prävalenz in den überlebenden Kolonien ebenfalls verringert (49 % und 38 %).
Basierend auf diesen Fakten und den Ergebnissen von Mordecai et al. 2016 ist zu erwarten, dass eine Zunahme der Prävalenz und Dominanz von DWV-B bei gleichzeitiger Abnahme von DWV-A die Inzidenz von Überwinterungsverlusten in den USA verringern könnte.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine hohe Anzahl Völker mit DWV-B-dominierte Infektionen überlebt. Andere Studien haben gezeigt, dass DWV-B für einzelne Bienen allerdings tödlich ist.
Diese Studien ahmten die Varroa-vermittelte Übertragung von DWV nach, den Bienen wurden DWV-Varianten direkt injiziert. Auf Kolonieebene existieren mehrere andere virale Übertragungswege, und die Bienen einer Kolonie sind unterschiedlich alt. Daher kann DWV-B die Kolonie möglicherweise nicht so stark beeinflussen, wie dies bei einem experimentell injizierten Individuum der Fall ist.
In Völkern, die gegen Varroa behandelt wurden, konnte gezeigt werden, dass die Viruslast von DWV nach der Behandlung zwar abnimmt, aber dann auf subklinische Werte ansteigt. Dies zeigt, dass die Übertragung von DWV durch Nicht-Varroa auch für die Aufrechterhaltung von DWV-Infektionen in einer Kolonie bedeutsam ist.
Die Wissenschaftler gehen daher in ihrer abschließenden Hypothese davon aus, dass die Viruslast von DWV-B bei allen erwachsenen Bienen den Schwellenwert der Wirtstoleranz überschreiten muss, um ein Volk zu töten, oder dass eine Ko-Infektion mit einer tödlicheren Variante auftreten muss.