Varroa-Milben begünstigen Verbreitung opportunistischer Viren

  • Veröffentlicht am: 19.04.2024

Foto: Gilles San Martin/Flickr, CC BY-SA 2.0 DEED

Die Varroa-Milbe Varroa destructor schädigt Honigbienen doppelt: Nicht nur durch die negativen Auswirkungen der Milbe selbst, sondern weil Varroa-infizierte Bienenvölker eine höhere Belastung mit schädlichen Viren aufweisen als nicht-infizierte Völker.

Ein Team von Forschern hat die Auswirkung der globalen Verbreitung der Varroa-Milbe auf die virale Gemeinschaft der Honigbiene untersucht. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Varroa-Milbe die Übertragbarkeit und Virulenz verschiedener Viren verändert hat.

In einer groß angelegten Studie untersuchten Wissenschaftler die Verbreitung und die Häufigkeit von insgesamt 14 Viren in Bienenvölkern aus Skandinavien, den Britischen Inseln, Kanada und Neuseeland - sowohl vor der Ankunft der Varroa-Milbe, als auch nach deren Ausbreitung. Die Daten stammen aus den Jahren 2010 bis 2013 und aus insgesamt 654 Kolonien, davon befand sich ein Drittel in einem Varro-freien Gebiet.

Im Ergebnis wurde festgestellt, dass das Vorhandensein der Varroa-Milbe in den untersuchten Bienenstöcken mit dem Auftreten anderer Viren korreliert. Darunter sind beispielsweise das Flügeldeformationsvirus, dessen Verbreitung im Zusammenhang mit der Varroa-Milbe gut belegt ist. Aber auch das Black-queen-cell-Virus, bei dem die Puppen neuer Bienenköniginnen in den Weiselzellen sterben, sowie das Sackbrut-Virus, das Honigbienenlarven infiziert, konnten nachgewiesen werden.

„Ein weiterer interessanter Aspekt unserer Studie ist, dass unsere große Probengröße und die verschiedenen Orte, an denen die Proben gesammelt wurden, uns dabei halfen, neue Assoziationen zwischen Viren und Varroamilben zu identifizieren, die zuvor nicht gefunden wurden“, so Dr. Vincent Doublet von der Universität Ulm.

Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass die Varroa-Milbe die verschiedenen Bienenviren beeinflusst haben muss. Diese Viren vermehren sich besonders gut in den befallenen Völkern und werden deshalb als opportunistische Viren bezeichnet. „Die Forschung hat sich in der Vergangenheit sehr stark auf das Flügeldeformationsvirus konzentriert, vielleicht zu sehr, während andere Viren in den Schatten gestellt wurden. Der wichtigste Zweck unserer Studie war, ein gewisses Gleichgewicht herzustellen, damit auch andere Viren die nötige Aufmerksamkeit erhalten“, so Professor Joachim De Miranda von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften.

Die Forschenden sind besorgt über diese Ergebnisse, da es praktisch keine Varroa-freien Gebiete mehr auf der Welt gibt: 2022 erreichte die Varroa-Milbe Australien als letzten Kontinent (mit Bienenhaltung). Die Infektionen der Honigbienen könnten auch auf die mehr als 20.000 Arten Wildbienen und andere Bestäuber übergreifen, die in der Landwirtschaft und in einheimischen Ökosystemen eine wichtige Rolle spielen.

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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