Wechselbeziehungen zwischen Honigbienen und Wildbienen

  • Veröffentlicht am: 04.04.2022

Die schwarzen Kreise zeigen die Stellen der Probennahmen für die Studie. Grafik: Piot et al. 2022, CC BY 4.0

Viren bei Bienen sind allgegenwärtig. Über ihr Vorkommen bei Wildbienen ist nur wenig bekannt, ebenso über die Wechselbeziehungen zu von Menschen gehaltenen Honigbienen. Es gibt sie und diese sind auch abhängig von klimatischen Bedingungen.

Bienen sind alle irgendwie durch ihre gemeinsamen Blütenressourcen in einem großen Netzwerk miteinander verbunden, sodass eine virale Übertragung an Blüten in alle Richtungen möglich ist.
Auch wenn einige Einzelbienenarten Ernährungsspezialisten sind, die Blüten von nur wenigen Pflanzenarten besuchen, verbindet das Vorhandensein von Generalisten wie Honigbienen viele Arten in einem Netzwerk, was die Wahrscheinlichkeit einer Virusübertragung auf alle darin vorkommenden Bienenarten erhöht.

In einer groß angelegten Studienarbeit über den gesamten europäischen Kontinent wurde das Vorkommen von drei Viren – dem AKI-Komplex mit dem Akuten Bienenparalyse Virus (ABPV), dem Kaschmir-Bienen-Virus (KBV) und dem Israelischen Akuten-Bienenparalyse-Virus (IAPV), dem Flügeldeformationsvirus (DWV) und dem Langsamen Bienenparalyse-Virus (SBPV) – bei Hummeln und Solitärbienen untersucht.
Untersucht wurden insgesamt 1.227 Bienen (495 Honigbienen, 476 Hummeln und 256 Solitärbienen).

Festgestellt wurde ein Zusammenhang zu Honigbienen und klimatischen Variablen.

In ganz Europa war das Flügeldeformationsvirus bei allen drei Bienengruppen das am weitesten verbreitete Virus. Alle Viren wiesen erhebliche geografische Unterschiede in ihrem Vorkommen auf. Ein ausschließlicher Einfluss der klimatischen Bedingungen oder der Länge der Vegetationsperiode auf die beobachteten geografischen Abweichungen kann ausgeschlossen werden.
Ein Zusammenhang zu den Umweltbedingungen bei Honigbienen ließ sich nicht feststellen.

Eine hohe Verbreitung des Flügeldeformationsvirus bei Honigbienen schlägt sich bei Wildbienen nieder, während die Verbreitung für das AKI-Viruskomplex und SBPV nur gering sein muss, um Auswirkungen auf Wildbienen zu nehmen.

Die Ergebnisse unterstreichen aus Sicht der Wissenschaftler die Notwendigkeit guter Imkerpraktiken, insbesondere eines Varroa-Milben-Managements, um die Virusinfektion von Honigbienen zu reduzieren.

Darüber hinaus ist die virale Prävalenz bei Wildbienen an den äußersten Enden sowohl der Temperatur- als auch der Niederschlagsspanne am niedrigsten. Der Klimawandel mit einer Zunahme der Häufigkeit von Extremen wird daher ebenfalls das Vorhandensein von Viren bei Wildbienengemeinschaften beeinflussen.

Literaturstelle: 

Piot, N., Schweiger, O., Meeus, I. et al. Honey bees and climate explain viral prevalence in wild bee communities on a continental scale. Sci Rep 12, 1904 (2022). https://doi.org/10.1038/s41598-022-05603-2

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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