Häufig verwendete Pestizide schaden Hummeln

  • Veröffentlicht am: 18.01.2024

Auch die strengsten Risikobewertungen sind nicht gut genug. Foto: James Baltz/Unsplash

Auf landwirtschaftlichen Flächen häufig eingesetzte Pestizide fügen Hummeln erheblichen Schaden zu. Daten von 106 Standorten in acht europäischen Ländern zeigen, dass die verschärften Pestizidvorschriften nicht genügen, Hummeln wirksam zu schützen.

„Wenn man das Labor verlässt, besteht eine Herausforderung der Ökotoxikologie darin, die Auswirkungen realer Anwendungspraktiken in für Organismen relevanten Maßstäben zu erfassen“, so Dr. Charlie Nicholson von der Lund Universität. „Mit dem größten experimentellen Feldeinsatz für alle Bestäuber sehen wir, dass Hummeln in Agrarlandschaften auf viele Pestizide stoßen, was zu weniger Nachkommen führt. Darüber hinaus richten Pestizide in Landschaften mit weniger Lebensraum größeren Schaden an.“

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich der Einsatz zugelassener Pestizide in europäischen Agrarlandschaften trotz Behauptungen über den strengsten Risikobewertungsprozess weltweit immer noch negativ auf Nichtzielorganismen auswirkt. Die Leistung von Hummelvölkern, einem wichtigen Wild- und Nutztier, führt zu erheblich verringerter Bestäubungsleistung.

Dr. Jessica Knapp, jetzt am Trinity College Dublin, erläutert: „Die Daten zeigen uns auch, wie es Hummeln geht, wenn wir weniger Pestizide verwenden. Diese ‚gesünderen‘ Kolonien, die einem geringeren Pestizidrisiko ausgesetzt sind, helfen uns, eine Basislinie zu erstellen, die zeigt, dass 60 % unserer Hummelvölker die vorgeschlagenen Bestäuberschutzziele nicht erreichen.“

Diese Studie ist Teil von PoshBee, einem europaweiten Projekt zur Überwachung und Verbesserung der Bienengesundheit. „Der Umfang dieser Arbeit stellt einen entscheidenden Wandel in unserem Verständnis der Auswirkungen von Agrochemikalien auf die Gesundheit von Bestäubern dar. Möglich wurde dies durch EU-Fördermittel, mit denen das Projekt, an dem 13 Länder beteiligt waren, unterstützt wurde. Hummeln und andere Tiere kennen keine internationalen Grenzen, und um sie zu schützen, müssen wir einen ähnlich internationalen Ansatz verfolgen“, ist PoshBee-Koordinator Prof. Mark Brown von der Royal Holloway Universität London überzeugt.

Prof. Jane Stout vom Trinity College Dublin fügt hinzu: „Diese Arbeit war möglich aufgrund der Zusammenarbeit und des Engagements der transdisziplinären Feldteams in jedem Land und der Partnerschaft mit den Laboren, die die gemeinsamen Analysen durchführten. Forscher, Imker und Landwirte arbeiteten zusammen, um gemeinsame Protokolle zur Erfassung dieser einzigartigen Daten zu implementieren.“

Die Leistung der Hummelvölker hing mit dem Pestizidrisiko im Pollen zusammen.
Die Studienergebnisse untermauern die Notwendigkeit von Nachhaltigkeitszielen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes und -risikos. Dies hat nicht nur unmittelbare Vorteile für bestäubende Bienen, sondern ist ebenso wirtschaftlich von großem Interesse im Hinblick auch die erbrachten Bestäubungsdienste.

„Unsere Arbeit unterstützt die Entwicklung einer Umweltrisikobewertung auf Landschaftsebene und die Überwachung der Pestizidexposition und -wirkung von Bienen nach einer Zulassung“, so Dr. Maj Rundlöf von der Universität Lund. „Es besteht jedoch auch Bedarf, besser zu verstehen, wie die breitere Bestäubergemeinschaft dem Einsatz von Pestiziden ausgesetzt ist und möglicherweise davon beeinflusst wird.“

Literaturstelle: 

Nicholson, C.C., Knapp, J., Kiljanek, T. et al. Pesticide use negatively affects bumble bees across European landscapes. Nature (2023). https://doi.org/10.1038/s41586-023-06773-3

Die Studie ist in vollem Umfang frei zugänglich (Open Access).
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